Sonntag, 24. August 2014

Vorschau auf den Herbst und Literaturtipps

So, gefühlsmäßig ist der Sommer für mich nun vorbei (für viele war er aufgrund der Wetterkapriolen gar nie da). Es beginnen die Vorbereitungen für die Herbstveranstaltungen unseres Vereins „Konsumentensolidarität – JETZT“. Da wird einiges los sein. Vor allem die Woche vom 8.9. – 14.9.2014 ist mit Veranstaltungen gespickt. Am 11. September 2014 findet eine Exkursion zur Firma Uni Sapon statt (siehe http://www.bewusster-konsum.blogspot.co.at/2014/06/bericht-vom-6-forum-konsumentensolidari.html - um mehr über Uni Sapon zu erfahren), für den  12. September 2014 organisiert Hubert einen Ausflug mit Führung zum „Biobauernhof“ von Armin Rauch in Dünserberg und am 14. September 2014 sind wir auf dem Biofest in Bregenz vertreten. Die Termine mit Infos und Anmeldemöglichkeiten findet ihr unter http://consolnow.org/aktuelles/. Ich bin am 14.9. dabei beim Biofest und würde mich über euren Besuch freuen!!! Wenn jemand Lust hat, mitzuhelfen, ist das noch besser!!! Bitte meldet euch dann einfach bei mir unter whizzy1@gmx.at oder bei Hubert unter hubert.feurstein@consolnow.org .

Zu gegebenem Zeitpunkt werde ich euch bestimmt berichten, wie der Tag gelaufen ist.

Zwei interessante Bücher habe ich in den letzten Wochen noch gelesen. Zum einen war das „Was kostet die Welt“ von Raj Patel und zum anderen „Grüne Lügen“ von Friedrich Schmidt-Bleek. Das Buch von Raj Patel widmete sich der Frage, wie denn heutzutage die Preise für ein Wirtschaftsgut festgelegt werden, und es kritisierte sehr stark den unstillbaren Hunger nach Profit, sowie das System der freien Marktwirtschaft. 

Aufgerüttelt hat mich das Zitat:

„Die Regierungen machten die Exzesse der Finanzwelt erst möglich, indem sie versprachen, im Notfall die Scherben zusammenzukehren. Und sie hielten Wort. Als das System unter den Wetten der Banker zusammenbrach, blieben die Einnahmen aus riskanten Geschäften unangetastet. Die Profite wurden privatisiert, die Risiken dagegen verstaatlicht. Der Reichtum der Banker kam dem Rest der Welt teuer zu stehen, und trotzdem feierten die besten Hedgefonds –Manager 2009 das drittbeste Jahr aller Zeiten“.

Dieses System, dass Regierungen notfalls die Scherben zusammenkehren, gilt meines Erachtens genauso für Österreich. Man denke nur an die Hypo-Alpe-Adria Misere. Die, die uns das alles eingebrockt haben, kommen unbeschadet davon, während die Kosten auf die Steuerzahler umgewälzt werden. Die Bevölkerung zahlt für die Sünden der Banker. 

Oder das Beispiel McDonalds (ebenfalls aus dem Buch von Raj Patel entnommen):

„Wenn McDonalds den Ausstoß schädlicher Gase wie CO2 verursachen kann, ohne dafür zu bezahlen, dann sind offensichtlich die Kosten, die der Gesellschaft insgesamt entstehen, nicht gedeckt. Einer Schätzung zufolge verschlingt die Produktion der 550 Mio. BigMacs, die in den USA pro Jahr verkauft werden, 297 Mio. Dollar an Energiekosten, was etwa 1 Mio. Tonnen CO2 entspricht. Dazu müsste man noch die Folgen für die Umwelt, wie Wasserverbrauch und Bodendegradation rechnen, sowie die versteckten Kosten für die Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten, wie Diabetes und Herzerkrankungen. Keiner dieser Posten taucht auf Ihrer Rechnung auf, wenn Sie einen BigMac kaufen, und doch muss sie irgendjemand bezahlen. Sie werden eben nicht vom McDonalds-Konzern getragen, sondern von der Gesellschaft insgesamt, denn für die Kosten von Umweltkatastrophen, verstärkten Wanderungsbewegungen im Zuge des Klimawandels und der Behandlung ernährungsbedingter Krankheiten kommen wir letztlich auf“, schreibt Raj Patel.

Und so läuft es überall. Die Global Player verwüsten unsere Umwelt, plündern unsere Ressourcen aus, verbauen unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder und müssen dafür aber nicht geradestehen. Mitunter zahlen sie auch kaum Steuern. Ich weiß, ich wettere immer wieder über die "bösen" Konzerne. Ich gebe zu, ich betreibe vereinfachte Schwarz-Weiß-Malerei. Vermutlich kann man nicht alle in einen Topf werfen und es gibt sicherlich bei den Großkonzernen auch solche, die sich für Sozialprojekte und den Umweltschutz einsetzen. Dies begrüße ich sehr. Und doch geht es letztendlich doch allen darum, möglichst viel Profit zu erzielen. Je größer und globaler ein Konzern ist, desto mehr Geld hat er angehäuft und desto mehr ist er meiner Meinung nach vom Gedanken besessen, die Gewinne noch stärker zu erhöhen. So funktioniert nun einmal die freie Marktwirtschaft. "Das Charatkeristische an heutigen Märkten ist, dass der Austausch nicht auf Bedürfnissen beruht, sondern auf Profit abzielt" (Raj Patel). Somit sind die multinationalen Großkonzerne (und ich meine die wirklich Großen wie Nestlé, Monsanto, Kraft, Coca Cola etc. - um mal nur die Nahrungsmittelkonzerne zu nennen) für mich auch diejenigen, die die größte Geldanhäufungsmaschinerie darstellen und dies mit unlauteren Mitteln wie Ausbeutung, Kontrolle, Macht, Menschenrechtsverletzungen etc. erreichen. 

Das alles stinkt doch zum Himmel und doch regt sich kaum jemand auf. In eine ähnliche Kerbe wie Raj Patel schlägt Friedrich Schmidt-Bleek in seinem Buch „Grüne Lügen“. Auch er appelliert für eine Besteuerung der externen Kosten, sprich, es sollte eine Ressourcensteuer eingeführt werden. Je seltener der Rohstoff, je höher die Kosten für deren Beschaffung, je größer der Energieverbrauch, desto höher sollte die Steuerlast sein. Im Gegenzug sollte die Arbeitsleistung sehr stark von Steuern entlastet werden. Menschliche Leistung sollte billiger werden, dafür sollte der Verbrauch von Ressourcen viel teurer werden.

Mir gefällt die Idee, nur, wie ist das in der Praxis umsetzbar? Wird das nicht furchtbar kompliziert? Hat dann nicht jedes Gut einen eigenen Steuersatz? Wird es dann ähnlich undurchsichtig und kompliziert wie mit den Zöllen? Die jeweils korrekte Zuordnung eines Produktes zur richtigen Zolltarifnummer bereitet mir schon im täglichen Arbeitsleben Kopfweh. 

Und doch muss sich schnellstens etwas ändern, Kosten für Umweltverschmutzung, die Folgen des Klimawandels, Kosten für Ausbeutung müssen unbedingt von den Verursachern – im großen Stil sind das die multinationalen Konzerne – getragen werden!!! Ausbeutung und Zerstörung dürfen sich auch finanziell nicht mehr lohnen!!!

Wir brauchen unbedingt Politiker, die wieder für das Volk arbeiten und nicht den Konzernen in den Allerwertesten kriechen! Wir brauchen Politiker mit Rückgrat, die zusammenhalten, die sich nicht bestechen lassen und hinter denen wir stehen können!!! Und wir sollten versuchen, beim Kauf unserer Produkte auf regionale Quellen auszuweichen, die großen Konzerne zu umgehen, so gut es eben geht. Jeder von uns hat ein kleines bisschen Spielraum, etwas zu verändern. Veränderung beginnt im Kleinen. Tun wir uns aber zusammen, werden wir irgendwann stärker und leiten einen Kurswechsel ein! Ein jeder kann einen Beitrag leisten! Es braucht nur ein wenig guter Wille und Freude am Ausprobieren!

Samstag, 9. August 2014

Führt unser Konsumangebot in die Suchtspirale?

Während meines zweiwöchigen Urlaubs hatte ich endlich mal wieder ausreichend Zeit, um zu lesen. Zusätzlich ist mir auch wieder einmal bewusst geworden, dass ich  mich sehr stark von diversen Medien, allen voran dem Internet ablenken lasse. Ich tendiere dazu, auf sämtliche offene Fragen und Gedanken über Google oder Ecosia eine Antwort zu finden. Dabei wandere ich von einer Webseite zur nächsten, lese und suche und wundere mich dann, dass die Zeit so schnell verrinnt und ich eigentlich nichts gebacken bekomme.

In der Bibliothek in Götzis hat dann das Buch „Junkies wie wir“ von Kurosch Yazdi mein Interesse geweckt. Herr Dr. Yazdi leitet die Suchtabteilung einer Klinik in Linz. In seinem spannenden Buch dreht sich alles um moderne Verhaltenssüchte, wie z.B. Spielsucht, Kaufsucht, Sexsucht, Internetsucht, und es erklärt, warum diese Süchte heutzutage so stark auf dem Vormarsch sind. Gerne möchte ich diese für mich neuen Erkenntnisse hier niederschreiben. 

Zuvor aber noch eine kurze Anmerkung: Wer Pickerl mit der Aufschrift „Bitte keine unadressierte Werbung“ für den Briefkasten sucht, bekommt diese unter anderem auch in der Bibliothek in Götzis. Es freut mich immer wieder, wenn ich solche kleinen Zeichen der Bewusstmachung in Geschäften, Institutionen, Arztpraxen oder wo auch immer erblicke.Weiters so!

So nun aber zurück zum Thema dieses Eintrags: Die Ursache für die Zunahme der Verhaltenssüchte liegt in einem Verlust von realen und sozialen Beziehungen begründet. Je „beziehungsloser“ wir werden, desto stärker sind wir gefährdet, diesen Wunsch nach Beziehung in Ersatzbefriedigungen wie Internet und Einkaufen auszuleben. Jeder „Gefällt mir“-Klick auf Facebook, die meisten Einkäufe, das Spielen im Internet, führen anfangs zu einem kurzfristigen Dopaminausstoß, der Glücksgefühle auslöst. Unser Gehirn ist darauf programmiert, nach diesen Dopaminausstößen zu lechzen. Dies ist ein ganz normales und natürliches Verhalten. Es soll uns dazu motivieren, beschwerliche Dinge zu tun, die überlebensnotwendig sind.  Früher hat die Knappheit von überlebensnotwendigen Dingen wie z.B. Nahrung dafür gesorgt, dass diese kurzfristigen Dopaminkicks nicht alltäglich waren. Während ich zum Beispiel täglich Schokolade futtere, war es für meinen Vater kurz nach dem Krieg ein seltenes und ganz besonderes Erlebnis, zwischendurch von den Besatzungssoldaten ein Stück davon zu erhalten.

Dazu kommt, dass der Mensch eigentlich in ein Rudel gehört, das heißt, sich einer Gruppe zugehörig fühlen möchte. Früher war dies eine Überlebensstrategie. Ein Steinzeitmensch hätte ohne Unterstützung, Schutz und Hilfe von anderen Menschen nicht überlebt. Den Kontakt zu anderen Menschen zu suchen war genauso wichtig, wie die Suche nach Nahrung. Als Motivation gab es auch dafür Dopaminausstöße.

Inzwischen hat sich die Außenwelt stark verändert, doch dieser menschliche Mechanismus ist derselbe geblieben. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn Menschen reale Kontakte pflegen, wenn sie sich begegnen und wertgeschätzt werden, aber auch, wenn Bedürfnisse befriedigt werden, wie die Nahrungsaufnahme oder der Konsum von Waren.

Die findigen Marketingstrategen haben all dies längst erkannt und nutzen dieses Wissen schamlos zu ihren Gunsten. Überall werden wir mit Werbebotschaften bombardiert, die uns das Blaue vom Himmel versprechen.

Bei Facebook wird das Bedürfnis nach sozialen Kontakten auch ganz gefinkelt ausgenützt. Es werden immer wieder neue Features angeboten, Freunde können gesammelt werden, wie andere Leute früher Briefmarken gesammelt haben. Es werden ständig neue Bedürfnisse geschaffen, die durch Facebook befriedigt werden. Den Facebookmachern ist daran gelegen, die Menschen dazu zu animieren, möglichst viel online zu sein. Auch wenn der Zugang zu Facebook kostenlos ist – indem sich Millionen von Menschen auf ihrer Plattform bewegen, können sie Werbeflächen lukrativ an Firmen verkaufen. Facebook ist es möglich, aufgrund des Datenverkehrs die Interessen der Nutzer herauszufinden und ihnen somit gezielt Werbung zukommen zu lassen, die den Bedürfnissen des Nutzers entspricht. Damit sollen die Nutzer wieder gezielt und unkompliziert zum Einkaufen animiert werden. Facebook und andere Plattformen dieser Art erziehen Nutzer gezielt zum Suchtverhalten. Nicht jeder tendiert dazu, süchtig zu werden, aber es ist ratsam, immer wieder selber bewusst hinzuschauen.

Vor allem bei Kindern ist die Gefahr, dass sie in ein Suchtverhalten hineinmanövriert werden, sehr groß. Ihr Belohnungssystem ist bereits voll ausgebildet, während andere Hirnareale, die für Kontrolle zuständig sind, sich erst später entwickeln. Es ist daher besonders dreist, bereits kleine Kinder mit Werbebotschaften zu bombardieren.

Irgendwann ist es dann so weit, dass diese Vielzahl an Dopaminausstößen nicht mehr zu einem Glücksgefühl führen, sondern nur mehr dazu da sind, negative Gefühle zu verhindern. Es gibt genügend Menschen, die Dinge kaufen, nur um des Kicks willen. Sie brauchen diese gar nicht und das Material verrottet mitunter unausgepackt in einer Ecke. Wer dies exzessiv betreibt, wird unweigerlich in die Schuldenfalle tappen.

Das Internet birgt auch noch andere Gefahren bei Kindern. Kürzlich lief auf 3Sat eine erschreckende Dokumentation mit dem Titel „Vom Strampler zu den Strapsen“. Kinder mit unbeschränktem Zugang zum Internet haben heutzutage auch unbeschränkten Zugang zu Pornoseiten. Wer kann schon kontrollieren, was sich Kinder z.B. über Smartphones da ungefiltert alles reinziehen und welche Sicht auf die Welt sie dadurch entwickeln? Es ist offenbar nicht mehr so ungewöhnlich, dass bereits Jugendliche Nacktfotos verschicken, ohne sich der Gefahren dessen bewusst zu sein. Es ist daher immens wichtig, Kinder und Jugendliche über die Gefahren aufzuklären und sie - so gut es eben geht - zu schützen.

All diese Entwicklungen sind massiv begünstigt worden durch diese uneingeschränkte Verfügbarkeit von Produkten, Medien und Verlockungen. Bereits Kinder werden mit Onlinespielen geködert, die darauf abzielen, dass möglichst viel Zeit online zugebracht wird. Nur so ist das Aufsteigen in ein höheres Level möglich. Kinder werden dadurch zu Suchtverhalten erzogen. Meines Erachtens begehen diese Spieleentwickler, sowie auch die Marketingstrategen ein Verbrechen und sollten zur Übernahme von Therapiekosten verpflichtet werden. Ebenso läuft es mit den ganzen Sportwetten-Geschichten, die zum Glücksspiel animieren.

Die Folgen dieser Süchte sind auf den ersten Blick nicht ganz so einfach zu erkennen wie die Folgen von substanzabhängigen Süchten (Alkoholsucht, Heroinsucht etc.). Jedoch ziehen auch Verhaltenssüchte körperliche Schäden nach sich. Menschen, die nicht mehr schlafen, um ihren Süchten nachzugehen. Menschen, die sich tief verschulden, um ihre Kaufsucht oder Glückspielsucht zu befriedigen. Menschen, die nicht mehr auf Körperhygiene achten, weil sie ständig vor dem PC, Smartphone, Tablet oder was auch immer sitzen. Menschen, die auf dem Entwicklungsstadium eines Kindes stehenbleiben, weil sie so durch ihre Sucht vereinnahmt sind. Menschen, die sich für nichts mehr interessieren, sich nicht mehr sozial engagieren, die auch im Wirtschaftsleben nicht mehr zu gebrauchen sind …

Vielleicht ist das alles übertriebene Schwarzmalerei … aber wenn ich z.B. mit dem Zug fahre und kaum einen Jugendlichen mehr sehe, der nicht auf dem Smartphone herumtippt, stimmt mich das nachdenklich.

Eine Ausgewogenheit der Lebensbereiche, eine gute Vorbildwirkung der Eltern, die Einschränkung der ständigen Verfügbarkeit und vor allem Beziehungsfähigkeit, gute reale, soziale Kontakte, sind gute Mechanismen, um sich gegen Verhaltenssüchte zu wappnen.

Wer mehr wissen möchte, dem sei das Buch „Junkies wie wir“ ans Herz gelegt. In der Bibliothek in Götzis kann es ausgeliehen werden. Das Wissen für diesen Eintrag habe ich großteils aus diesem Buch bezogen.