Donnerstag, 30. Januar 2014

Gruß von Harry

Hallo Silke!
Mir gefällt dein Blog und deine Gedanken. Auch du denkst nach, schwimmst gegen den Strom und läufst nicht mit der Lemmingherde in Richtung Abgrund. Mach weiter so!
Ich werde gerne demnächst einen Artikel schreiben.
Liebe Grüsse, Harry

Samstag, 25. Januar 2014

Silke: Blick in die Zukunft

Vergangenen Mittwoch hatte ich das Vergnügen, den Kabarettisten und Schauspieler Roland Düringer in der Wirtschaft in Dornbirn mit seinem Programm „Wir – Ein Umstand“ live erleben zu dürfen. Vor der Veranstaltung wurde noch ein 5gängiges Dinner aufgetischt, sodass auch die Gaumenfreuden nicht zu kurz kamen! Es war ein schöner, kulinarischer, lustiger, aber auch sehr nachdenklich stimmender Abend.

Roland Düringer, der eigentlich früher als Autofetischist bekannt war und der manchen vielleicht noch in Erinnerung ist durch seine Auftritte in TV und Fernsehen (Hinterholz 8, MA2412, Poppitz, Die Viertelliterklasse), liebt es, zu experimentieren. Nach etlichen Jahren des Überflusses, des Konsums und des Erfolgs, hat er sein Leben recht stark umgekrempelt. Heute ist er auf der Suche nach einem guten Leben und geht immer wieder der Frage nach, was eben dieses für ihn bedeutet. Er sehnt sich nach den 70igern zurück, nach einer Zeit, in der man noch ohne Bankomatkarte bezahlte, mit einem Festnetztelefon – teilweise mit Viereranschluss – auskam, in der man noch kleinere Strecken zurücklegte und die Lebensmittel beim „Greißler“ um die Ecke erstehen konnte. Heutzutage verzichtet er auf sein Handy, auf die Bankomatkarte, auf Zeitungen und Fernsehen, meistens auch auf sein Auto und er wohnt gemeinsam mit seiner Familie in einem 28-m²- Wohnwagen. Und es scheint ihm gutzugehen!

Seine kritischen Ausführungen in seinem aktuellen Programm lassen den aufmerksamen Hörer und Zuseher recht düster in die Zukunft blicken.

Das Geld wird wohl eines Tages gar nichts mehr wert sein und dann wird es wieder auf diejenigen ankommen, die selber etwas produzieren können, zum Beispiel auf die Handwerker und die Bauern. Manager und Marketingexperten werden wohl kaum mehr gefragt sein, wenn es um das Überleben geht. Ich persönlich hoffe nicht, dass es zu Kriegen, Mord und Totschlag aufgrund der immer knapper werdenden Ressourcen kommt. Ich hoffe auf die Vernunft von uns Menschen, ich hoffe darauf, dass wir uns in der Not neu organisieren werden, auf Regionalwährungen zurückgreifen oder wieder zum guten alten Tauschhandel zurückkommen. Not macht erfinderisch, heißt es so schön. Ich hoffe darauf, dass Produkte recycelt werden, dass wir uns wieder auf die Regionalität besinnen und die notwendigen Produkte für das Überleben im Land erstehen können. Ob das funktionieren wird und der Bedarf für alle abgedeckt werden kann, das weiß ich leider gar nicht.

Nur eines ist meiner Meinung nach klar: Die Ära des Überflusses geht unausweichlich dem Ende zu. Wir müssen uns auf eine Postwachstumsökonomie einstimmen, auf eine Wirtschaft, die schrumpft. Es wird neue Werte geben müssen, auch wenn das viele Wirtschaftsbosse nicht hören und nicht glauben wollen. Ressourcenknappheit, Umweltverschmutzung und daraus resultierende Krankheiten, sowie Naturkatastrophen werden uns dazu zwingen, davon bin ich ziemlich stark überzeugt. Dann wird es wohl heißen – wer kann sich gut anpassen und kommt möglichst gut mit den neuen Bedingungen zurecht? Es kann gut sein, dass dies wieder ein Zeitalter für die Hochsensiblen, die Vorausdenker unter uns, sein wird.

Was dann tatsächlich auf uns zukommen wird, wissen wir Gott sei Dank noch nicht. Ich glaube, es macht keinen Sinn, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken, sich mit Konservendosen einzudecken, die 30 Jahre halten und auf das Ende der Welt zu warten. Wichtig erscheint es mir, offen und kreativ zu sein, neue Ansichten auszuprobieren und dass wir uns von niemandem unsere Ideen ausreden lassen. Es braucht starke Persönlichkeiten, die unbeirrt ihren Weg gehen.

Die Zeit, in der wir leben, finde ich spannend!

Mir scheint,
  • dass immer mehr Menschen sich Gedanken über die Zukunft machen, 
  • dass der Trend wieder zum Reparieren und Basteln geht,
  • dass viele Menschen ein Bedürfnis nach einer Entschleunigung und Verlangsamung haben, 
  • dass regionale Produkte wieder an Wert gewinnen, 
  • dass Bus- und Bahnfahren wieder Mode werden usw.
Langsam zeichnet sich meines Erachtens eine Trendumkehr ab. Vielleicht habe ich diesen Eindruck aber nur, weil ich mich immer mehr mit diesen Themen beschäftige und ich meine Sinne jetzt dafür etwas besser geschärft habe.

Ich danke dem Herrn Düringer dafür, dass er seine kritischen, klugen, humorvollen, philosophischen Gedanken mit uns teilt. Auch wenn sein Programm phasenweise recht rauh und brutal daherkommt, und zeitweise nichts für schwache Nerven ist, rüttelt es doch auf. Wer Menschen mit starken Thesen provoziert, regt zum Nachdenken und zum Gedankenaustausch über ein Thema an und bringt so einen wichtigen Nachdenkprozess über schwierige Themen in Gang, die uns dann wiederum helfen, uns weiterzuentwickeln. 

Das Videotagebuch von Herrn Düringer ist unter www.gueltigestimme.at zu finden.

Schaut mal rein und lasst euch inspirieren! Habt eine gute Zeit! 

Samstag, 18. Januar 2014

Von der Mobilität zur Entschleunigung - ein Gedankensprung

Vor noch nicht allzulanger Zeit habe ich nicht nur ein Fairphone erhalten, sondern auch das Maximo-Ticket von VMobil, mit dem ich innerhalb Vorarlbergs das ganze Jahr über die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen darf.

Mal ganz ehrlich – ich habe mich noch nicht so richtig auf das Öffis-Fahren eingestellt … obwohl ich hier über Umweltverschmutzung und CO2-Verbrauch wettere, stolpere ich derzeit noch über meine eigene Bequemlichkeit …

Autofahren ist vordergründig halt schon ein Luxus. Man kann allerhand einladen, kann kommen und gehen, wann man will, muss sich nicht an einen Terminplan halten, man kann vor die Haustüre fahren und die Gehprothese (eine Umschreibung für’s Auto von Roland Düringer) dort abstellen, groß bewegen muss man sich auch nicht … auf diese Dinge zu verzichten, gestaltet sich zugegebenermaßen noch als mühevoll.

Heute möchte ich das ganze Thema mal nicht aus dem Aspekt des Umweltschutzes (CO2-Ausstoß, Verschwendung von Ressourcen) betrachten (obwohl das auch ein ganz zentrales Thema ist), sondern die Thematik vom ganz menschlichen, etwas philosophischen, psychologischen Blickwinkel aus sehen.

Eines vorweg: Ich habe derzeit nicht vor, ganz auf das Auto zu verzichten … der erste Schritt soll sein, die Fahrkilometer zu reduzieren und das Auto möglichst nur dann aus der Garage zu holen, wenn gute Gründe dafür sprechen, es zu benutzen.

Solche Gründe wären:
  • das Transportieren von schwereren Gegenständen
  • Termindruck (zwei Termine an verschiedenen Orten innerhalb kurzer Zeit)
  • keine vernünftige Zug- oder Busverbindung
  • Notfälle
  • Menschen, die mitfahren (dann rentiert sich das Autofahren auch eher)
  • Unterwegssein spät nachts (es ist nicht so angenehm, mitten in der Nacht alleine auf Bahnhöfen herumzulungern, außerdem kann ich kurze Nächte und wenig Schlaf nicht ausstehen)

Alle anderen Fahrten lassen sich meines Erachtens auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewerkstelligen. Die Voraussetzung dafür ist nur, die eigene Bequemlichkeit zu überwinden. 

Nehmen wir mal meinen Arbeitsweg her. Ich habe keine direkte Busverbindung von meinem Wohnort zu meinem Arbeitsplatz. Während ich zu Fuß von zuhause zum Bahnhof nur etwa 7 Minuten benötige, dauert es vom Bahnhof zum Arbeitsplatz schon an die 20 bis 25 Minuten pro Arbeitsweg. 

Was spricht eigentlich dagegen, etwas länger unterwegs zu sein und dafür auch noch ein Stückchen zu Fuß zu laufen? Ist es wirklich so schlimm, täglich 40 min (hin und retour) zu Fuß zurückzulegen? Könnte es vielleicht – nach einer gewissen Eingewöhnungszeit – einen Gewinn darstellen, täglich an der frischen Luft zu gehen?

Ich kann mir das durchaus vorstellen. Roland Düringer, dessen Buch „Leb wohl Schlaraffenland“ ich derzeit begeistert lese, schreibt an einer Stelle, dass das Gehen etwas Heilendes sei, da es in einer Langsamkeit geschieht, bei der das Gehirn gut mitkommt (zu finden auf Seite 75 seines Buches). Heutzutage hat das Leben eine Geschwindigkeit erreicht – durch moderne Kommunikationsmittel, durch schnellere Fahrzeuge – die uns ohnehin fast aus dem Sattel reißt.
  • Informationsmittel und die Informationsflut (man erfährt quasi in Echtzeit, wann, wo, was und wie passiert, man sollte am besten immer erreichbar und einsatzfähig sein), 
  • schnelle Transportmittel (innerhalb weniger Stunden können wir von einem Ort zum anderen jetten und in eine vollkommen andere Kultur eintauchen), 
  • großer Leistungsdruck („in“ ist, wer überall dabei ist und überall mitreden kann),
führen zu einer ständigen Beschleunigung, zu einer Überforderung und im blödesten Fall ins Burn-Out. Das Hamsterrad dreht sich immer schneller.

40 Minuten Gehzeit kann da heilend wirken und helfen, wieder „herunterzukommen“, wieder langsamer zu werden, zu entschleunigen, tief durchzuatmen und wieder zu sich zu kommen. Körperliche Bewegung ist gesund und hilft, ruhig zu werden, den ganzen Wirbel, den der Arbeitstag gebracht hat, zu verarbeiten. Zeitweise ist mein Kopf vom vielen Denken (und Verkopfen) so voll, dass er droht, zu zerbersten. Zumindest fühlt es sich so an. An die frische Luft zu gehen und tief durchzuatmen, ist dann eine reine Wohltat!

Und das Zugfahren selber - während der Fahrt kann man z.B. ein Buch lesen oder Mitfahrer beobachten, schauen, was sie so bewegt, wie sie ihre Zeit vertreiben, ob sie müde sind oder fröhlich. Vielleicht kommt man auch mit jemandem ins Gespräch. So etwas kann einem z.B. im Auto nicht passieren, wenn man alleine fährt. Deswegen hat Roland Düringer noch ein zweites Wort für das Auto, welches mir gut gefällt: „Bürgerkäfig“. Ein „Käfig“, in den man reinsitzen kann, um mit niemandem kommunizieren zu müssen. Der Lift ist auch so ein „Bürgerkäfig“. Ein Transportmittel, in das man stehen kann, um mit möglichst wenig Aufwand von unten nach oben oder von oben nach unten zu kommen. Wenn man „Glück“ hat, hat man den „Käfig“ für sich alleine und muss niemandem in die Augen schauen, geschweige denn, mit jemandem reden, denn oftmals ist man dazu eh zu müde.

Tut uns diese Individualisierung denn gut? In einer Zeit, in der möglichst alles optimiert und schnell gehen muss (ich bin aufgrund meines großen Perfektionismus und mangelndem Selbstbewusstsein auch "Mittäter"), ist man oftmals abends so ausgelaugt, dass man gar keinen Bock mehr darauf hat, jemanden zu sehen oder mit jemandem reden zu müssen. Ich z.B. will dann oft alleine sein, um mich zu erholen, oder noch das eine oder andere zu erledigen, merke dann aber, dass dieses Alleinsein mich irgendwann auslaugt und nach einer bestimmten Zeit geradewegs zu Niedergeschlagenheit und depressiven Verstimmungen führt. Wumms, da ist es das Loch, na super! Da wollte ich eigentlich gar nicht hin! 

Viele Menschen leiden darunter, dass bei all dieser Geschwindigkeit, Leistungsdruck, Optimierung, keine Energie und Zeit mehr bleibt für Beziehungen, Zwischenmenschlichkeit, Ruhe, Freude, Lebendigkeit. Ich bin selber eine Frau, die durch das Leben rennt, um ja alles gut und richtig zu machen und keine Kritik zu ernten, aber in Wahrheit pfeift mich dieses Hamsterrad mächtig an. Ich glaube, so geht es vielen.

Eine Entschleunigung könnte dazu führen, dass die Menschen wieder vermehrt miteinander in Kontakt kommen, vielleicht einander zwischendurch wieder freundlich zulächeln. Jeder Mensch braucht das Gefühl, wahrgenommen und wertgeschätzt zu werden. Wir sind keine Maschinen!

Vor einiger Zeit ergab sich folgender Wortwechsel zwischen meinem Patenkind (8 Jahre) und mir:

Ich: „Ich bin soooo kaputt“. Sie hat gelacht  und ganz trocken angemerkt: „Bist Du eine Maschine?“ Ich: „Nein, warum? Ich verstehe nicht …“. Sie: „ Nur Maschinen gehen kaputt. Wenn Du keine Maschine bist, kannst Du auch nicht kaputtgehen“. 

Ich hab dann auch gelacht. Mit diesem trockenen Kommentar hat sie mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgebracht. Sie hat damit mein Jammern unterbunden und mir auch bewusst gemacht: Wir sind keine Maschinen und sollten deshalb auch nicht so leben, als wären wir Maschinen. Zwischendurch sollten wir uns diesen Umstand wieder bewusst machen, um nicht über unsere eigenen Füße und unseren eigenen Ehrgeiz zu stolpern. Nicht immer sind es die Chefs, die uns Druck machen. Oftmals sind wir es einfach nur selber, die uns unter Druck setzen. Warum? Weil wir es so gewohnt sind, denke ich, weil wir es in der Schule so gelernt haben, weil wir gut sein wollen um jeden Preis, weil wir für den Erfolg bereit sind, unsere Seele zu verkaufen. Das ist aber kein Weg, der glücklich und zufrieden macht.

Deswegen: Entschleunigung – Bus fahren, zu Fuß gehen, Auto öfters stehen lassen.

Ich werde mich darin üben. 

Samstag, 11. Januar 2014

Das Fairphone ist da!

Pünktlich zum Jahresbeginn – am 2.1.2014 – hat es der Paketdienst bei mir abgeliefert! Mein Fairphone!!! Aufgeregt wie ein kleines Kind habe ich die Verpackung geöffnet, um es zu inspizieren. Groß und schwer fühlt es sich an, aber toll sieht es aus - mein neues Telefon! 

Viele Jahre lang galt die Devise, dass Handys immer kleiner werden müssen. Ich kann mich an mein erstes Handy aus dem Jahre 1998 erinnern. Es war auch groß und schwer, es hatte eine Antenne und schaute aus wie ein Funkgerät! Es hatte ein kleines Schwarz-Weiß-Display und man konnte damit „nur“ telefonieren und SMS verschicken. Meine Eltern haben mir damals dieses „Wunderding“ vermacht, da sie es selber nicht benötigten.

Die SIM-Karte aus dem Jahr 1998 ist immer noch in Verwendung und steckt neuerdings im Fairphone. Es überrascht mich, dass die SIM-Karte immer noch kompatibel ist zu den neuen Geräten und auch noch funktioniert … in einer Zeit, in der alles so kurzlebig ist, finde ich das außergewöhnlich!

Das Handy selbst hat nicht so lange durchgehalten ... einige Geräte habe ich in den letzten 15 Jahren „verschlissen“, sei es, weil sie kaputtgingen oder weil ich dem Modetrend folgte.

Nun ist das Fairphone da und ich find’s toll! 

Wahnsinn, was die Macher „Bas van Abel“ und „Miquel Ballester Salva“ alles geschafft haben! Sie hatten die Idee, ein sozial verträgliches Smartphone zu entwickeln und haben diese Idee trotz vieler Widrigkeiten, Schwierigkeiten, Rückfälle unbeirrt verwirklicht! Ein naiver Glaube an das Gute hat sie angetrieben und sie nicht aufgeben lassen! Alleine das hat großen Applaus verdient!

Viele Kritiker bemängeln, dass das „Fairphone“ nicht wirklich fair ist und sich von anderen „nicht-fairen“ Produkten kaum unterscheidet.

Ich stimme in diesem Punkt den Kritikern zu, es werden bislang grad mal zwei Mineralien aus konfliktfreien Quellen im Kongo bezogen. Das ist nicht gerade viel.

Aber: Während viele andere Lieferanten aufgrund des Dodd-Frank-Gesetzes, Abschnitt 1502, ihre Mineralien nunmehr aus anderen Ländern beziehen und somit für eine hohe Arbeitslosigkeit im Kongo und den restlichen Gebieten gesorgt haben, werden das Zinn und Tantal für das Fairphone weiterhin aus dem Kongo bezogen.

Es mag anmaßend klingen, so ein Produkt als „Fairphone“ zu bezeichnen, vielleicht hätten die Macher dem Ganzen einen anderen Namen geben sollen. Aber man muss bedenken: Fairphone steht noch ganz am Start. Es ist einfach nicht möglich, die Weltwirtschaft von heute auf morgen umzukrempeln. Die Geräte sind so komplex und bestehen aus unzähligen Kleinteilen, die in allen Erdteilen produziert werden und dann zu einem Gerät zusammengefügt werden. Jetzt herzugehen und die Herkunft jedes einzelnen Teiles zu ergründen, ist eine mühsame Sisyphusarbeit, die wohl nie abgeschlossen werden kann.

Trotzdem macht es Sinn, daran zu arbeiten. Warum?

Weil es für mehr Transparenz sorgt. Mit Hilfe von Transparenz können vermehrt Missstände aufgedeckt werden. Überall dort, wo Menschen hinschauen und aufmerksam sind, werden Menschenrechtsverletzungen und Raubbau an der Umwelt für die „Verursacher“ erschwert.

Fairphone ist für mich – und ich denke für den Großteil der restlichen 25000 Käufer auch - vor allem eines: Es ist ein Statement – eine Willenserklärung darüber, dass ich mit der jetzigen Situation, dem Raubbau an Mensch und Natur NICHT mehr einverstanden bin!

Auch wenn das Produkt in China hergestellt wurde und die Arbeitsbedingungen in dem Produktionsbetrieb „A-Hong“ nur zu kleinen Verbesserungen geführt hat (ein freier Tag wurde eingeführt, die Höchstarbeitszeit wurde mit 60 Stunden limitiert), ist es dennoch ein Beginn. Pro verkauftes Gerät werden EUR 4,-- in einen Fonds eingezahlt. Über die Verwendung des Geldes  wird von den Arbeitern abgestimmt werden. Auf Dauer genügt dies alles nicht, aber wie gesagt, das Ganze steht erst am Beginn.

Es muss Kompromisse geben, damit etwas Neues entstehen kann. Die Macher dieser Initiative standen meines Erachtens unter ungeheurem Druck. So viele Menschen haben ihre Mobiltelefone vorfinanziert, die Geräte mussten – halbwegs termingerecht – ausgeliefert werden. Es kam zu Lieferverzögerungen, aber – anders wie es vermutlich Apple oder Samsung gemacht hätten – hat Fairphone dies akzeptiert, den Auslieferungstermin nach hinten verschoben und dafür gesorgt, dass die Arbeiter in der Produktionsstätte keine zusätzlichen Überstunden schieben mussten. 

Bei Fairphone geht es langfristig darum, dass soziale Werte höher gestellt werden als das reine Gewinndenken! Es geht darum, wieder zu erfahren, woher das Produkt stammt, dessen Geschichte zu erfahren, man lebt mit, bangt mit, wartet, freut sich mit, man hat Teil am Entstehungsprozess.

Die kritischen Stimmen und Kommentare am Fairphone finde ich gut. Das Ganze sollte nicht zu einem Marketingstreich verkommen, die großen Ziele sollten im Auge behalten werden. Damit das passiert, ist es wichtig, dass die Menschen durchaus kritisch die Dinge hinterfragen.

Schlussendlich geht es nicht um einen Wettbewerb, wer das fairere Smartphone herstellt – Samsung oder Apple, Nokia oder Fairphone. Es geht darum, einen Prozess in Gang zu setzen, damit jeder das Möglichste tut, um die sozialen Bedingungen für alle Beteiligten zu verbessern! Wenn jede dieser Firmen ihren Spielraum auslotet, ist sehr viel in die richtige Richtung getan!

Um die Konzerne zum Umdenken zu bewegen, braucht es nicht nur Initiativen wie Fairphone, aber letztendlich vor allem uns als Konsumenten! Wir haben letztendlich die Macht! Solange wir nur billige Produkte wollen und nicht hinter die Kulissen blicken, wird sich nichts verändern und es werden weiterhin zu viele Menschen grausamst ausgebeutet. 

Wir sind der Markt, ein jeder von uns! Ein jeder hat eine Stimme und kann mit seinem Kaufverhalten eine Veränderung bewirken! Je mehr wir werden, desto mehr Gewicht hat unsere Stimme!

Meine Informationsquellen zu diesem Eintrag sind unter folgenden Links zu finden:


Samstag, 4. Januar 2014

Silvesterfeuerwerk

Ein frohes, glückliches, gesundes, friedvolles neues Jahr wünsche ich euch allen! Willkommen im Jahr 2014! 

Wie habt ihr so den Jahreswechsel verbracht? Lieber still und gemütlich innerhalb der Familie? Oder auf einer Party mit vielen Freunden? Feuchtfröhlich, mitunter mit einem ordentlichen Kater am 1.1.? Oder mit einer Tasse feinem Tee bei einem DVD-Abend? Egal wie, ich hoffe, ihr hattet einen guten Rutsch!

Ich habe immer wieder Mühe mit diesen Jahreswechseln. Als doch sehr introvertierter Mensch kann ich mit Partys meistens wenig anfangen. Noch schwerer tue ich mir mit den Böllern! Diese Knallerei ist nicht meins, wobei ich das Gefühl hatte, dass dieser Jahreswechsel heuer bedeutend ruhiger vonstatten ging als in den Vorjahren. Das mag wohl daran liegen, dass die Schweizer Kracher verboten wurden! Tolle Geschichte! 

Ich habe Verständnis dafür, dass viele Menschen ihre Freude an Feuerwerkskörpern haben, das bunte Farbenspiel am Himmel ist schon beeindruckend! Weniger entzückt sind sicherlich die meisten Tiere, die vielfach Panik bekommen und sich nicht mehr auskennen. Obwohl  ich Gott sei Dank bislang keinen Krieg miterlebt habe, ist mir bei den vielen Explosionen und dem Geknalle unbehaglich zumute ... ob sich ein Kriegsschauplatz nicht so ähnlich anhört wie die Silvesternacht? Ich weiß es Gott sei Dank nicht …

Auch wenn sonst im Land viele über zu hohe Preise und zu wenig Geld in der Brieftasche und auf dem Bankkonto klagen, werden hier von vielen keine Kosten und Mühen für ein großartiges Feuerwerk gescheut. Schließlich will man sich ja auch etwas gönnen … wieder eine Art Konsumwahn, mit der ich wenig anfangen kann.

Aus den Medien habe ich erfahren, dass sehr viele Menschen mindestens EUR 100,-- in Feuerwerkskörper stecken, österreichweit sind es an die 10 Mio. Euro, die da innerhalb weniger Stunden verpulvert werden. Für mich stellt sich da die Frage, woher wohl all diese Feuerwerkskörper herkommen mögen und unter welchen Bedingungen sie wohl hergestellt werden.

Ich versuche, es herauszufinden mithilfe des Internets. Die Informationen sind allerdings dürftig. Ich stoße mehrmals auf einen Artikel der christlichen Organisation „Jugend eine Welt“.

75% der Feuerwerkskörper werden aus anderen Kontinenten importiert, heißt es da. Nur knapp 25% der Ware stammt aus Europa. Kinderarbeit steht in Asien an der Tagesordnung und immer wieder kommt es zu schweren Unfällen in den Produktionsstätten. Die meiste Ware kommt aus Ländern wie China oder Indien. Teilweise arbeiten 10 – 12-jährige schon mehr als 13 Stunden am Tag an den Feuerwerkskörpern. Da kann man sich ausdenken, dass dabei öfters mal etwas schiefgeht und es zu schweren Verletzungen und auch Todesfällen kommt. Durch den direkten Kontakt mit Schwefel, Aluminium- und Schwarzpulver erkranken zudem viele Arbeiter an Krankheiten wie Tuberkulose und Asthma.

Für viele Menschen ist die Produktion von Feuerwerkskörpern der einzige Weg, etwas Geld zu verdienen. Ich glaube, es liegt in der Verantwortung der "Händler mit Feuerwerkskörpern", beim Einkauf ihrer Ware auf menschenwürdige Produktionsbedingungen zu achten. Produktionsbedingungen, bei denen die Sicherheit der Arbeiter an erster Stelle steht. Raketen, die ohne die Hilfe von Kindern gefertigt wurden. Und wie auch in allen anderen Branchen sollte unsereins bereit sein, für die Ware ein paar Euro mehr zu bezahlen, damit in den Produktionsländern Mindeststandards eingehalten werden und Menschen bestmöglich geschützt werden.

Wie gesagt, dass Schweizer Kracher im Vorjahr verboten wurden, finde ich wunderbar! Es mag noch ein paar Jahre dauern, bis der Altbestand aufgebraucht ist, aber nach und nach wird es etwas leiser werden zu Silvester! Man konnte es meines Erachtens schon wahrnehmen. Und mit dem ein oder anderen Unverbesserlichen, der sich die Böller illegal beschafft oder selbst bastelt, die Dinger unter anderem in Briefkästen zündet, und der sich dabei mitunter schwere Verbrennungen zuzieht, habe ich wenig Mitleid. Meinen Respekt haben dagegen die Menschen, die die Sauerei wegräumen müssen und dafür an diesen Tagen fast rund um die Uhr im Einsatz waren. 

Wie würde es hier wohl ausschauen, wenn es nicht Straßenkehrer und "Müllabfuhrbedienstete" gäbe, die den Müll wegräumen und unsere Straßen und Wiesen von dem ganzen Krempel befreien, den manche Menschen unbekümmert und achtlos einfach dort fallen lassen, wo es ihnen gerade passt? Ich mag mir das nicht ausmalen.