Sonntag, 28. September 2014

Rückblick - 7. Forum "KONSUMENTENSOLIDARITÄT - JETZT" - 26.9.2014 im Freihof in Sulz

Am Freitag, den 26. September 2014 durften wir wieder zahlreiche interessierte Konsumentinnen und Konsumenten im Freihof in Sulz begrüßen. Es erwarteten uns spannende Präsentationen von engagierten und motivierten Menschen, die mit viel Elan und Zielstrebigkeit nachhaltige Ideen verwirklichen.  

Hubert eröffnete den Abend mit einem kurzen Streifzug durch die Schlagzeilen, die in den letzten Wochen zum Thema „Klimawandel“ in den österreichischen Medien kursierten. Alarmierendes gab es da zu lesen: Von der Konzentration der Treibhausgase, die laut UNO-Angaben einen neuen Höchststand erreicht hat, bis zur Präsentation des ersten österreichischen Klimaberichts, der düstere Prognosen (unter anderem Zunahme von Wetterextremen wie Hitzetage und Überschwemmungen) für die Zukunft bereit hält. Parallel dazu erwähnte Hubert die Nachricht vom größten Börsengang aller Zeiten durch Alibaba, einen chinesischen Onlinehändler. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will Alibaba seine Expansion weiter vorantreiben. Ein weiteres Beispiel dafür, dass die Gier nach Profit und der Traum vom endlosen Wachstum schier keine Grenzen mehr zu scheinen kennt.

All diese Nachrichten machen bewusst, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Sich ein gutes Netz an Beziehungen aufzubauen, die lokale Wirtschaft zu unterstützen und vorzugsweise in der Region einzukaufen, sich mit anderen Menschen zu solidarisieren und zu verbünden, sind für mich immens wichtige Strategien, um mit all dem Wahnsinn, der da tagtäglich über uns hereinbricht, umzugehen.

Es gibt immer wieder Menschen, die einem zeigen, wie Veränderung möglich ist und aussehen kann. Drei Initiativen, die in diese Richtung arbeiten, durften wir gestern wieder kennenlernen.

Den Anfang machte Harry, der uns das Repair-Café Nenzing vorstellte. Das Reparaturcafé ist ein Projekt der Arbeitsgruppe "Bewahrung der Schöpfung" aus Nenzing. Das Ziel dieser Arbeitsgruppe ist es, umweltschädliche und ressourcenvergeudende Verhaltensweisen bewusst zu machen und Möglichkeiten zur Veränderung und zum Umdenken aufzuzeigen.  Als die tolle Initiative „Bewahrung der Schöpfung“ im Vorjahr den mit EUR 3.000,-- dotierten Hypo-Umwelt-Förderpreis erhielt, bedeutete dies zugleich auch den Startschuss für die Gründung des Reparaturcafés in Nenzing. Nachdem nach etlichen Gesprächen mit der Gemeindeverwaltung im Februar 2014 ein Raum gefunden werden konnte, war die größte Hürde genommen. Geschäftig und motiviert nahmen Harry und seine Mitstreiter die Einrichtung der Räumlichkeiten in Angriff. Am 7. Juni 2014 öffnete dann das Repair-Café offiziell seine Pforten! Egal, ob es sich um Fahrradreparaturen, Kleinhaushaltsgeräte (Mixer, Staubsauger, Toaster, etc.), Kleinmöbel oder Spielsachen handelt, die Mitarbeiter vom Repair-Café Nenzing nehmen sich beherzt der Sache an! Wichtig zu erwähnen ist noch, dass es sich um Hilfe zur Selbsthilfe handelt. Menschen werden motiviert, selbst Hand anzulegen und gemeinsam mit den Reparaturfachleuten kann somit – nicht alles, aber das Meiste - wieder instandgesetzt und repariert werden. Finanziert wird das Repair-Café durch freiwillige Spenden.  In die freudigen Gesichter der Besitzer der wieder funktionierenden Geräte zu blicken, ist für Harry und seine Kollegen die größte Motivation und schönste Freude! Mehr Infos zum Repair-Cafe gibt es unter der Internetseite http://wiki.imwalgau.at/wiki/Repair_Caf%C3%A9_im_Walgau zu finden. Dort finden sich auch die Termine für die kommenden Repair-Cafés.

Anschließend an Harrys Präsentation stellten Mag. Brigitte Achatz und Dr. Christine Bertl-Anker ihre Buchhandlung "Die Quelle" vor. Ursprünglich vom Werk der Frohbotschaft in Batschuns vor 35 Jahren gegründet, hat es sich die Buchhandlung zur Aufgabe gemacht, ein reichhaltiges Sortiment an religiösen Büchern und Karten anzubieten. Mittlerweile hat sich die Produktpalette wesentlich erweitert, sowohl Kinder- und Jugendbücher, als auch unterhaltende Literatur, Devotionalien und Kerzen werden in der kleinen Buchhandlung in Feldkirch angeboten. 3x im Jahr organisiert die Buchhandlung eine Bücherschau, bei der empfehlenswerte Neuerscheinungen vorgestellt und besprochen werden. Zusätzlich schreiben die rührigen Frauen von der Buchhandlung „Die Quelle“ immer wieder Rezensionen, die dann in Zeitschriften und Zeitungen veröffentlicht werden. Auch Büchertische werden  für ausgesuchte Veranstaltungen organisiert. So war „Die Quelle“ z.B. auch beim letzten Ethikforum mit einem Stand vertreten. Wichtig ist Brigitte, Christine, sowie ihren Mitarbeiterinnen aber der persönliche Kontakt zu den Kunden. Durch anregende Gespräche findet eine tolle, Freude bringende Form der Weiterentwicklung statt, von der alle profitieren. 

Als dritte Initiative stellten Helgard und Stefan Dilsky aus Hohenweiler ihre Firma „Himmelschlüssel“ vor. Angefangen hat alles mit der Krankheit des Sohnes von Helgard und Stefan, der bis zu seinem dritten Lebensjahr stark an Neurodermitis litt. Durch homöopathische Mittel vom Hausarzt konnte die Neurodermitis zwar stabilisiert, aber nicht behoben werden. Mit viel Eigeninitiative und Engagement haben es sich Stefan und Helgard zur Aufgabe gemacht, ihrem Sohn zur Heilung zu verhelfen. Und sie waren erfolgreich! Sohn David ist seit seinem 4. Lebensjahr gesund und absolut beschwerdefrei. Begeistert von diesen Erfolgen, inzwischen mit einem enormen Wissen ausgestattet, beschlossen die beiden, sich mit einem kleinen Geschäft selbständig zu machen, um so die Produkte, die ihrem Sohn so sehr geholfen haben, auch anderen Menschen zugänglich zu machen. Das Sortiment umfasst Heimtextilien, wie Matratzen und Decken, Bekleidung, wie Socken und Leinenbekleidung, aber auch Basics, wie Unterwäsche. Auch Hygieneartikel und Reinigungsprodukte werden vertrieben. Wichtig ist Stefan und Helgard auch, dass die Produkte aus der Nähe kommen und somit die Transportwege möglichst kurz gehalten werden. Die gesundheitliche und persönliche Beratung und Betreuung steht im Vordergrund. Die Firma ist in 6914 Hohenweiler, Leutenhofen 40A zu finden. Derzeit hat sie noch keine Internetpräsenz, was das Ganze aber auch sympathisch macht. Besonders gute Firmen können genausogut auch ohne Webshop auskommen!

Anschließend an diese drei tollen Präsentationen erhielten alle Forumsteilnehmer wieder die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Neben den vorgestellten Initiativen waren auch die „Gardener“ vertreten. Gernot Jochum vom Bereich Finanzen bot interessante Einblicke in die Finanzwelten, Andrea Breuss-Buchacher stand als Ansprechpartnerin für den Bereich Kosmetik zur Verfügung, auch Karl Heinzle vom Energiebereich war an diesem Abend anwesend und beantwortete Fragen zum Thema Energie. Barbara, die für Brot und Getreide zuständig ist, betreute gleichzeitig auch noch unseren Vereinsstand. Harry und ich waren am Elektroniktisch vertreten. Die Themen Datenschutz und Fairphone waren dort relevante Themen.

Mit einem Ausblick auf kommende Veranstaltungen wurde der Abend gemeinsam beschlossen. Herzlichen Dank an alle, die teilgenommen haben und diese Veranstaltung wieder zu etwas ganz Besonderem haben werden lassen! 

Freitag, 12. September 2014

Betriebsbesichtigung Uni Sapon

Gestern hatte ich das Vergnügen, gemeinsam mit interessierten Menschen die Firma Uni Sapon in Gisingen besichtigen zu dürfen. Die Betriebsinhaberin Marion Reichart hat geduldig – obwohl sie selber unter Zeitdruck stand – und stets freundlich unsere vielen Fragen beantwortet. Selbst mit kritischen Fragen ist sie wertschätzend und souverän umgegangen, was mich beeindruckt hat. Ihre Herzlichkeit, Ehrlichkeit und ihr Elan haben großen Eindruck bei mir hinterlassen. Wir erhielten so viele Informationen und ich kann nur einen Bruchteil davon (hoffentlich korrekt ;-) hier wiedergeben.

Bei Uni Sapon handelt es sich um einen biozertifizierten Betrieb. Der Betrieb trägt die international anerkannten Zertifizierungen der Schweizer Bio-Stiftung IMO und von EcoControl Deutschland. Selbst Greenpeace empfiehlt Uni Sapon.

Im Betrieb werden nur wenige, ältere, gebrauchte Maschinen eingesetzt, welche laut Marion stets einwandfrei funktionieren. Die restliche Arbeit wird in Handarbeit erledigt. "Früher wurden Maschinen noch robust und für die Ewigkeit produziert", erzählt Marion, während heutzutage die neuen Geräte meistens alle 2 – 3 Jahre unbedingt einen Servicetechniker brauchen. Die Halle und die Büroräumlichkeiten sind liebevoll mit Gebrauchtmöbeln ausgestattet, welche eine heimelige und freundliche Atmosphäre vermitteln. Marion ist stolz auf ihre hübsche Küche aus dem Jahr 1982, die – mit Blumbeschlägen ausgestattet – unverwüstlich zu sein scheint und sowohl als Laborküche, als auch für die Zubereitung des Essens für alle dient.  

Uni Sapon produziert ökologische Reinigungsmittel. Das Sortiment setzt sich gerade mal aus 4 Reinigern zusammen, mit welchen – richtig gemischt – sämtlichen Flecken der Garaus gemacht werden kann. Ergänzt wird das Sortiment noch mit zwei Waschmittelkonzentraten (1x normal, 1x Sportkonzentrat), sowie einer Handwaschpaste, einem Lederbalsam, sowie einem Holzbalsam. Mehr braucht es laut Marion nicht.

Klar könnte Uni Sapon mehr Profit erzielen, wenn sie z.B. sowohl einen Badreiniger, als auch einen WC-Reiniger separat vertreiben würden. "Aber dadurch würde nur viel mehr Müll entstehen, sinnlos noch viel mehr Ware durch die Gegend gekarrt werden, in LKW’s, die fossile Brennstoffe verbrauchen und CO2 produzieren", erklärt uns Marion. Stattdessen lassen sich die Konzentrate ganz leicht mit Wasser vermischen. Und Wasser hat bei uns glücklicherweise jeder zuhause. Die wiederverwendbare Sprühflasche mit einfacher Anleitung zur Herstellung der richtigen Mischung gibt es bei Uni Sapon mitgeliefert. Mit dem Konzentrat kann die Sprühflasche an die 100x befüllt werden. So gesehen ist das Reinigungsmittel von Uni Sapon unschlagbar billig. Die Kosten für eine Flasche Sprühflüssigkeit belaufen sich hiermit auf gerade einmal 10 Cent.

Ich habe mir eine Flasche Allzweckreiniger, sowie den Kalklöser und die Sprühflasche gekauft und denke, dass ich mit diesen Mengen ewig und drei Tage in meinem Singlehaushalt auskommen werde. So eine große Putzfee bin ich ja nicht ;-). Und es funktioniert! Ohne großen Aufwand wurden meine Armaturen, sowie die Badewanne wieder glänzend sauber! Ein weiterer Vorteil ist, so finde ich, dass die Mittel relativ geruchsneutral sind oder nur dezent nach Reinigungsmittel riechen. Mit Schaudern erinnere ich mich noch an das Putzmittel meiner Mutter, welches so ätzend roch, dass ich jedes Mal einen Hustenanfall und brennende Augen bekam, wenn ich es in Verwendung hatte. Ich musste während des Putzens jedes Mal die Luft anhalten, um das Ganze zu überstehen.

Die Vermeidung von unnötigem Müll ist ein großes Anliegen von Uni Sapon. So lassen sich auch die leeren Flaschen für die Konzentrate an diversen Nachfüllstationen (z.B. bei Uni Sapon selber oder bei Sörecycling in Bludenz) problemlos wieder befüllen. Wer keine Nachfüllstation in der Nähe hat, kann die Konzentrate auch in 3-Liter-Kanistern kaufen. Die Kanister können gereinigt wieder an Uni Sapon retourniert werden und werden dann wieder befüllt. Auf diese Weise lässt sich mit einfachen Mitteln der Plastikmüll auf ein Minimum reduzieren.

Das verwendete Palmöl, welches es laut Marion leider braucht, damit die Reinigungswirkung erzielt werden kann, wird aus RSPO-zertifizierten Quellen bezogen. Leider ist auch das RSPO-Zertifikat nicht perfekt und wird immer wieder kritisiert (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Roundtable_on_Sustainable_Palm_Oil), aber es ist zumindest laut Marion ein Anfang und hat gute Ansätze. Kleine Firmen sind auf diese Quellen angewiesen, da keines dieser Unternehmen das notwendige Kleingeld besitzt, um eine eigene kleine Plantage in Indonesien erwerben und nachhaltig bewirtschaften zu können. 

Nichts ist perfekt, aber es lässt sich dennoch viel verbessern auf dieser Welt, wenn man ständig bemüht ist, sich weiterzuentwickeln und ganz wichtig:   S P A R S A M   mit dem Verbrauch von Ressourcen umgeht!!! Menschen wie Marion und ihr Team machen uns mit Engagement und Enthusiasmus vor, wie es funktioniert!

Ich bin jedenfalls begeistert und ich wünsche Uni Sapon ganz viel Kraft und Freude am Tun, damit sie ihren Weg mit Zuversicht, Begeisterung und Idealismus weitergehen können.