Freitag, 27. September 2013

Ein Anfang

Hallo zusammen!

Ich stelle mich kurz vor: Ich heiße Silke, schreibe gerne und habe mir vorgenommen, in „unregelmäßigen“ Abständen über das Thema „Bewusster Konsum“ zu schreiben. Mein Konzept ist es, eine Alltagserfahrung aus der Fülle der Beobachtungen, die ich in meinem Leben so mache, herauszupicken und zu diesem Thema meine Gedanken nieder zu schreiben. Das Thema „bewusster Konsum“ ist mir deshalb so wichtig, weil ich gerne über den eigenen Tellerrand blicke, dazu tendiere, vieles zu hinterfragen, weil mir der Klimawandel Sorgen bereitet und ich auch über die vielen Missstände in dieser Welt schockiert bin, vor allem, wenn es um menschliche Ungerechtigkeiten und die Ausbeutung der Natur geht.

Alles ist mit allem verbunden. Das zu begreifen, erscheint mir sehr wichtig. Auch wenn das dramatisch klingt – mit jeder Entscheidung, die wir in unserem Leben treffen, drehen wir an verschiedenen Knöpfen, die wiederum Einfluss auf andere Menschen und Lebewesen, unsere Umwelt und unser Klima haben.

Anhand eines Beispieles erklärt:

Das superbillige T-Shirt, welches man beim Modediskonter um einen Schnäppchenpreis erwirbt, musste irgendwo irgendwie hergestellt werden. Tendiert man jetzt aber dazu, eben über diesen besagten Tellerrand zu blicken, stellen sich Fragen wie:

  • Woher stammt dieses Kleidungsstück?
  • Was wurden für Stoffe verwendet?
  • Wie wurden diese gewonnen?
  • Wo wurde das T-Shirt genäht?
  • Wer hat es genäht?
  • Wurde die Näherin (meistens handelt es sich in diesen Fällen um Frauen) gerecht entlohnt?
  • Ist es überhaupt möglich, dass so eine Näherin einen gerechten Lohn erhält, wenn das T-Shirt nur knappe EUR 4,99 kostet?
  • Welchen Transportweg hat das Kleidungsstück hinter sich?

Überlegt man sich all diese Fragen, bemerkt man, dass irgendwas faul sein muss, an der ganzen Sache. Wenn ich mich also zum Kauf dieses Schnäppchens entscheide, entscheide ich mich auch für Ausbeutung, Korruption, schwierige Arbeitsbedingungen und Niedrigstlöhne. Und ich entscheide mich für lange Transportwege (die Baumwolle kommt mitunter aus den USA und wurde unter regem Einsatz von Pestiziden hergestellt, produziert wird in Bangladesch und verkauft wird in Österreich). Aber selbst bei Hosen um die EUR 70,--, fallen mitunter für die Näherin in Bangladesch gerade mal 50 bis 70 Cent ab, den Rest streifen die großen Modeketten ein.

Entschließe ich mich dazu, „NEIN“ zu solchen Methoden zu sagen, habe ich einen schweren Stand. Es bedeutet, dass ich mich informieren muss. Und das fühlt sich an wie das Durchstreifen eines Dschungels, die Machenschaften der großen Konzerne sind sehr undurchsichtig. Es mutet wie ein Ding der Unmöglichkeit an, Antworten auf die obigen Fragen zu finden.

Ein Ausweg aus der Misere scheint mir, Synergien zu nützen, dort einzukaufen, wo Produkte von Menschen vertrieben werden, die sich auf den Einkauf von nachhaltig produzierter Ware spezialisiert haben. Eine andere Möglichkeit ist auch, wieder selber zu nähen und die Wege zwischen Produzent und Konsument wieder zu verkürzen. Oder einfach nicht mehr so viel zu brauchen. Muss wirklich auf jeden Trend aufgesprungen werden, braucht es z.B. eine enge Röhrenjeans, nur, weil das heuer gerade „in“ ist? Im nächsten Jahr ist die Hose mitunter schon wieder schrecklich „out“ und ich werfe sie wieder in den Altkleidercontainer. Doch damit hört es nicht auf. Die alten Kleidungsstücke, die hier niemand mehr tragen will, gehen mitunter wieder in Entwicklungsländer zurück, wie z.B. nach Afrika und werden dort oft nicht verschenkt, sondern verkauft. Dort zerstören die Billigprodukte aus dem reichen Europa wieder die lokale Textilwirtschaft, weil es sich nicht mehr rentiert, lokal produzierte Kleidungsstücke zu kaufen.

Es braucht die Näherinnen in Bangladesch, sie sollen ihre Arbeit nicht verlieren, sondern zu guten Bedingungen fair entlohnt werden. Sie sollen endlich die Wertschätzung erfahren, die ihnen zusteht! Aber würde eine Welt nicht auch funktionieren, wenn die Näherinnen für die lokale Bevölkerung produzieren könnte, die Menschen gerecht entlohnt werden würden und sich somit die im eigenen Land produzierten Kleidungsstücke selber leisten könnten?

Und würde unser Leben nicht auch funktionieren, wenn wir wieder Mode aus Österreich kaufen würden und damit unsere lokale Textilwirtschaft wieder ankurbeln würden? Es soll sich wieder rentieren, hier zu produzieren. Dass dafür Rohstoffe wiederum aus anderen Ländern importiert werden müssen, ist mir klar. Aber auch da müsste von den Produzenten darauf geachtet werden, dass diese Rohstoffe aus vertrauenswürdigen Quellen stammen. Ebenso sollte auf kurze Transportwege Rücksicht genommen werden. Mir erscheint es so wichtig, die Kreisläufe wieder zu verkleinern. Denn eines ist klar. Auf so großem Fuß, wie wir jetzt leben, können wir in den nächsten 100 Jahren gar nicht weitermachen, weil die Kapazitäten erschöpft sind – das Öl geht zu Ende, die Erderwärmung nimmt zu, der Meeresspiegel steigt dramatisch an, Dürreperioden und Unwetter bestimmen immer mehr unseren Alltag, um nur ganz wenige Beispiele zu nennen.

Mir ist natürlich bewusst, dass meine Idee von „jeder produziert wieder im eigenen Land“ hinkt, schon allein aufgrund der Tatsache, dass es viele Rohstoffe gibt, die hier einfach nicht vorkommen. Da ist es wichtig, sich zuallererst die Frage zu stellen, brauche ich dieses Produkt wirklich? Wenn ich die Frage mit einem „Ja“ beantworte, lautet die nächste Frage: Habe ich die Möglichkeit, dieses Produkt aus Quellen zu beziehen, wo auf nachhaltige Produktion (Produktion ohne Ausbeutung von Menschen, zu möglichst umweltfreundlichen Bedingungen, zu einem fairen Preis) Wert gelegt wird? Ich weiß, man kann nicht alles bis auf das kleinste Detail prüfen, am Ende gehört auch ein Stück weit Vertrauen dazu, sich für ein Produkt zu entscheiden. Aber es gibt Möglichkeiten, Strategien und Wege, der sogenannte Weg des bewussten Konsums. Es geht weder um Selbstkasteiung noch um Perfektionismus. Eines muss jedem Einzelnen klar sein: Die Welt und das Leben wird nie perfekt sein. Es gibt keine perfekten Entscheidungen, aber es gibt die Entscheidungen, die das Leben, die Lebendigkeit, den Zusammenhalt und die Freude fördern. Mich auf die Suche nach diesen Entscheidungen zu machen, ist meine Mission und der Motor hinter meinem Tun.

Über all diese Dinge, die neuen Erfahrungen, aber auch die Rückschläge, die Aufreger, die Freuden und Leiden möchte ich gerne ab und an berichten. Dazu dient dieser Blog. Ein Anfang ist hiermit gemacht. Nun heißt es „dranbleiben“.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen