Sonntag, 16. März 2014

Regionalwährungen

Wie im letzten Eintrag angekündigt möchte ich mich diese Woche dem Thema Regionalwährungen widmen.

Finanzen sind ein schwieriges Kapitel, weil es meines Erachtens eher schwierig ist, die ganzen Zusammenhänge wirklich gut zu verstehen. Ich jedenfalls tue mir schwer damit. Ich versuche zu kapieren:

Wir zahlen hier mit Euroscheinen. Diese Scheine haben einen bestimmten Wert und im Gegenzug dieser Scheine erhalten wir eine Leistung oder eine Ware. Geld ist also eine Art Tauschmittel. Aber nicht immer gibt es einen Papierschein, den man im Gegenzug für eine Leistung oder Ware weitergibt. Sehr oft sind es nur Zahlen, die die Konten wechseln. Das heißt, wir zahlen einen Betrag über die Bank an eine andere Person, Firma oder Institution und es wird ein bestimmter Betrag von unserem Bankkonto abgebucht, während dem Empfänger derselbe Betrag gutgeschrieben wird. Da ist kein Papier mehr im Umlauf. So weit so gut.

Jetzt aber gibt es noch die Zinsen. Haben wir ein Guthaben auf unserem Bankkonto, erhalten wir als „Belohnung“ Zinsen auf diesen Betrag. Sind wir mit unserem Bankkonto im Minus, müssen wir „zur Strafe“ dafür zusätzlich Zinsen bezahlen. Ich habe keine Ahnung, wer sich dieses System ausgedacht hat. Über kurz oder lang ist dieses Zinssystem ungerecht und fördert nur den Wettbewerb. Es hat dazu geführt, dass Menschen, die früher einander einfach geholfen haben, jetzt plötzlich hauptsächlich auf ihren eigenen Vorteil achten. Denn das Geld, das man anhäuft, muss man vorher irgendwem abknöpfen, der dann mitunter auf der Strecke bleibt.

Man schaut darauf, dass sich das Geld vermehrt, damit man so viel wie möglich von diesen Zinsen auf dem Bankkonto gutgeschrieben bekommt und damit reicher wird! Wenn sich Geld vermehrt, ohne dass man etwas dafür leisten muss, ist das sehr bequem. Man braucht einfach einiges davon anzuhäufen, es langfristig bei der Bank zu veranlagen und wird mit einem höheren Zinsenbetrag belohnt. Jetzt bleibt aber dieses veranlagte Geld nicht brav in bar auf dem Konto liegen, nein, im Gegenteil, die Banken verwenden es derweil für anderes. Sie verleihen es weiter, spekulieren damit an Börsen, spielen damit wie im Casino und wenn es dumm läuft, ist das Geld anschließend weg bzw. nichts mehr wert. Wir müssen bei diesem Irrsinn mitspielen, ob wir wollen oder nicht. 

Wie gesagt, für mich ist dieses System über kurz oder lang zu kompliziert geworden und zu ungerecht. Wir haben absolut keine Kontrolle mehr über dieses System. Wir wissen nicht, was mit unserem erarbeiteten Geld gemacht wird, ob damit Kriege angezettelt werden, Menschen ausgebeutet werden, wir können es nicht kontrollieren. Es ist möglich, dass wir ein Leben lang brav arbeiten und das Geld zusammensparen, zur Bank bringen und irgendwann ist es plötzlich weg bzw. einfach nichts mehr wert. Dumm gelaufen.

Um zumindest derzeit noch im kleineren Stil aus diesen ganzen Systemen ein Stück weit auszusteigen, wurden die Regionalwährungen geschaffen. Die Regionalwährungen sind nur in einer bestimmten, viel kleineren, Region gültig und halten so die Kaufkraft in dieser Region, was wieder der Wirtschaft im Land zugute kommt.

In Vorarlberg gibt es hier einmal die „Talentewährung“. Das Talentesystem basiert auf einem Tauschsystem, es wird quasi in Zeit bezahlt. Menschen, Vereine, Betriebe können sich registrieren und diverse Leistungen anbieten. Der Gegenwert wird in Talenten angegeben. 100 Talente entsprechen einer Stunde Arbeitszeit. Wenn also eine Person etwas für eine andere macht und dafür 1 Stunde Arbeit hat, werden auf dem Talentekonto jener Person, die eine Leistung erbringt, 100 Talente gutgeschrieben. Mit diesen 100 Talenten kann diese Person wiederum jemanden bitten, etwas für sie zu erledigen. Und so fließen die Talente weiter. Zinsen gibt es bei diesem System Gott sei Dank keine.

Die Menschen, die hier mitmachen und ihre Leistungen anbieten, machen ihre Sachen gerne. Sie bieten wieder Leistungen an, die ihnen Freude machen und weil sie damit anderen Personen etwas Gutes tun können. Bei Talente Vorarlberg sind über 700 Konten angemeldet, hinter denen  - laut Webseite – 1800 Personen stehen.  10000 Geschäfte werden pro Jahr abgewickelt, dies entspricht 27 Geschäftsvorgängen pro Tag. Hier sind auch diese Menschen gefragt, die vielleicht im wettbewerbsorientierten Wirtschaftsleben nicht gefragt sind oder - aus welchen Gründen immer -nicht mithalten können. Wer sich näher für die Talentewährung interessiert, der schaue bitte mal auf www.talente.cc vorbei. Hier gibt es alle wichtigen Infos inklusive der Gelegenheit, mitzumachen und sich zu registrieren.

Zum anderen gibt es auch eine Parallelwährung zum Euro – und zwar den VTaler. 

Auch beim VTaler gibt es keine Zinsen! Er beruht auf einem Gutscheinsystem. Zum Unterschied zu den lokalen Einkaufsgutscheinen (z.B. Am-Kumma-Gutscheine), sind die VTaler-Gutscheine im ganzen Land gültig. Sie sind eine zirkulierende Währung. Das bedeutet, die Gutscheine werden nach der Annahme nicht entwertet, sondern können - wie eben auch herkömmliche Geldscheine – wieder ausgegeben werden, um eben neue Produkte einzukaufen. Um VTaler zu bekommen, muss ein monatliches Abo bestellt werden. Es gibt Abos um EUR 50,--, EUR 100,--, EUR 150,--, EUR 200 und EUR 300,-- monatlich. Als Anreiz zum Einkauf mit VTalern gibt es bei jeder Bestellung einen 3%igen Rabatt auf die monatliche Abosumme. Bestellt werden können die VTaler bei der Allmenda, unter http://www.gmacht.at/category/shops/gutscheine/ bzw. im Abo unter https://tavo.cyclos-srv.net/tavo/do/doPublicCreateMember?groupId=76  . Zwischenzeitlich beteiligen sich in Vorarlberg rund 150 Firmen an diesem System. Wollen die Betriebe die VTaler in Euro zurücktauschen, müssen sie dafür eine Gebühr bezahlen. Aus diesem Grund kaufen die Unternehmen, die bei diesem System mitmachen, verstärkt auch wieder in der Region ein, in dem sie die VTaler wieder ausgeben. So steigt der Wert der VTaler, die regelmäßig zirkulieren, immer weiter an. Unter http://www.allmenda.com/vtaler können die Betriebe abgerufen werden, die teilnehmen.

Durch diese Systeme bleibt das Geld bei den „Kleinen“ und landet nicht bei den „Großen“ (Konzerne, Banken).

Ich hoffe, dass mit der Zeit immer mehr Menschen und Betriebe auf diesen Zug aufspringen und diese Idee unterstützen. So kann sie wachsen und wir können uns ein Stück weit unabhängiger machen und zumindest einen kleinen Bereich schützen vor Finanzkrisen und Bankencrashs. Ein Stück weit aus dem Wahnsinn aussteigen, ich finde, das macht Sinn! 

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