„Bitte kein unadressiertes Werbematerial“ – dieser Aufkleber,
den man von der Umweltberatung Österreich beziehen kann, pickt seit geraumer Zeit auf meinem Briefkasten. Dadurch konnte
ich den Wust an Werbematerialien, wie Prospekte von allen möglichen
Supermarkt-Ketten, von Möbelhäusern, Elektrofachgeschäften und dergleichen,
drastisch reduzieren. Keine Verführung mehr durch Werbeprospekte und weniger Papiermüll, hat bei mir zu einem Gefühl der Erleichterung geführt.
An einigen Tagen ist mein Post-Briefkasten jetzt leer.
Dennoch landen all die Gratiszeitungen, wie z.B. Wann & Wo, der Feldkircher
Anzeiger, aber auch (wie heute) das
Illwerke-Magazin nach wie vor in dem Briefkasten. Der Aufkleber scheint da
nicht zu wirken.
Kürzlich habe ich erfahren, dass es noch einen anderen
Aufkleber gibt: Dieser nennt sich „Flugblattverzichter". Neugierig
geworden machte ich mich im Internet auf die Suche und landete auf einer Seite
der Wirtschaftskammer. Diese schreibt folgendes (nachzulesen unter: Flugblattverzichter)
„Ein an Ihrer Haus-
oder Wohnungstür bzw. am Briefkasten angebrachter Aufkleber „Flugblattverzichter“
soll die Zustellung von nicht persönlich adressierten Werbematerialien durch gewerbliche
Werbemittelverteiler verhindern. Die Gültigkeitsdauer ist auf drei Jahre
begrenzt. Da Werbeverzichtskleber einmal auf dem Brieffach angebracht
erfahrungsgemäß nicht mehr entfernt werden und es somit, bedingt durch Umzüge
auch immer mehr Postkästen gibt, auf denen unerwünschte, vom
Vormieter/Vorbesitzer angebrachte Aufkleber haften, wurde diese zeitliche
Beschränkung eingeführt."
Liebe Wirtschaftskammer:
Wir sind mündige Bürger und wenn tatsächlich jemand in eine
neue Wohnung einzieht, an deren Briefkasten so ein Kleber bereits picken sollte,
hat dieser neue Bewohner die Wahl, den Kleber zu entfernen oder
durchzustreichen. Er kann dann das Werbematerial wieder erhalten. Ich glaube,
das kann jeder, der das möchte, tun. Macht er das aber nicht, steht er halt
einfach auch nicht auf die Werbeflut. Das ist halt so.
Weiter unten heißt es:
Sie erhalten den „Flugblattverzichter“
über schriftliche Bestellung und auf postalischem Weg. Senden Sie dazu bitte
ein ausreichend frankiertes Rückantwortskuvert mit Namen und Wohnadresse an:
"Die Werbemittelverteiler"
Postfach 500
1230 Wien
Kennwort "Bitte keine unadressierte Werbung"
Postfach 500
1230 Wien
Kennwort "Bitte keine unadressierte Werbung"
„Pro Rückantwortkuvert sind max. 2 Stück Aufkleber möglich. Legen Sie dazu
bitte einen Zettel mit der Bitte um „2 Stück“ in das Rückantwortkuvert.
Innerhalb von ca. 2 bis 3 Wochen wird/werden Ihnen diese(r) Aufkleber
zugesandt.
Ehrlich gesagt, mir passt das nicht. Warum
kann man das Pickerl nicht einfach bei der Post abholen? Warum geht es im
Zeitalter des Internets nur über schriftlichen Antrag, der per Post versendet
werden muss, MIT frankiertem Rückantwortkuvert? Und warum bekommt man nur 2
Stück pro Antrag? Zu allem Überfluss liegt dem Pickerl offenbar noch ein
Schreiben bei, das einen darauf hinweist, worauf man alles verzichtet. Dies
wurde mir von Personen berichtet, die den Kleber bereits beantragt haben.
Es liegt auf der Hand, dass die Wirtschaftskammer es den
Konsumenten bewusst schwer machen möchte, an diesen Kleber zu kommen. Das gibt
mir zu denken.
Wir werden – selbst im Internet – von allen Seiten mit
Werbung bombardiert und manipuliert. Kaum ruft man eine Internetseite auf,
blinkt und tönt es (mitunter) schon aus allen Ecken und Enden. Werbehinweise
werden eingeblendet, meistens auch noch ganz auf die persönlichen Bedürfnisse
zugeschnitten. Hat man kürzlich nach einem Dirndl gesucht im world wide web, kommt mitunter ein Hinweis
auf Zalando und deren neueste Dirndlkreationen. Auch Youtubevideos lassen sich
nicht mehr ohne vorige Werbeeinblendung ansehen. Das war früher nicht so.
Postsendungen, Werbereklamen, Radio, Fernsehen, Internet, Anzeigetafeln an öffentlichen Plätzen – fast
nirgends ist man mehr sicher vor penetranten Werbeeinblendungen. Wir haben uns
meistens schon so sehr daran gewöhnt, dass wir es gar nicht mehr bewusst
wahrnehmen. Aber trotzdem macht es etwas mit uns – es weckt Bedürfnisse und wir
meinen, Dinge zu brauchen müssen, von denen wir vorher gar nicht wussten, dass
es sie gibt. Wir hetzen oberflächlichen Idealen nach, wie z.B. dem perfekten
Aussehen, wir meinen, alles haben zu müssen, um dazuzugehören. Dies passiert alles mit uns, wenn wir nicht aufpassen.
Werbung ist unheimlich erfolgreich und die Tricks der
Marketingstrategen sind ausgesprochen gefinkelt. Könnte man mit diesen Methoden
nicht so viele Konsumenten ködern, würden die Firmen nicht solch wahnsinnige
Geldsummen in ihren Werbeauftritt stecken.
Alles Lug und Betrug. Alles Schein, anstatt Sein.
Hinter der Wirtschaftskammer stehen zahlreiche Firmen und
Konzerne. Daher kann ich deren Agieren mit dem Flugblattverzichter-Pickerl
nachvollziehen. Aber es regt mich trotzdem auf.
Wie auch immer, ich werde diesen Kleber jetzt demnächst
beantragen. Vielleicht machen das auch viele andere! Wir Konsumenten könnten
damit wieder ein Zeichen setzen! Das wäre super!
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