Sonntag, 6. April 2014

Und immer wieder leben

Vergangenen Freitag Abend hatte ich das Vergnügen, einer wunderbaren Lesung beiwohnen zu dürfen, die Autor Alexander Jehle gemeinsam mit Michael Hartmann und dem Gitarristen Patrick Honeck im Kapuzinerkloster in Feldkirch gehalten hat. Alexander Jehle und Michael Hartmann haben abwechselnd Texte aus dem Buch von Alexander Jehle „Und immer wieder leben“ vorgelesen und wurden dabei musikalisch von Patrick Honeck begleitet. Die Veranstaltung wurde von der kleinen und feinen Feldkircher Buchhandlung „Die Quelle“ organisiert. Alexander Jehle ließ den Erlös des Abends (freiwillige Spenden) unserem Verein "Konsumentensolidarität Jetzt" zukommen, vielen herzlichen Dank dafür! 

Während der Lesung, war es so ruhig in dem Raum, dass man „eine-Stecknadel-fallen-lassen- hören“ hätte können. So gebannt lauschten die Besucher den feinfühligen, nachdenklich stimmenden Texten von Alexander. Seine Texte beschäftigen sich mit den geheimnisvollen Fragen unseres Daseins. Ich versuche, sie hier stichwortartig aufzuzählen: 

Sie kreisen:

- um die Suche nach dem Lebenssinn,
- um die Auseinandersetzung mit dem Vergänglichen,
- um die Hektik und Ruhelosigkeit der heutigen Zeit
- um die vielen Ablenkungen durch Medien, Smartphones, Internet,
- um die Auseinandersetzung mit dem Tod,
- um Menschenwürde und Mitmenschlichkeit,
- um das Annehmen von Gefühlen,
- um die Freude an den kleinen Dingen,
- um Zivilcourage, sowie das Hinschauen, anstatt dem Wegschauen,
- um das Miteinander anstatt dem Gegeneinander,
- um das Hamsterrad,
- um kritische Betrachtungen zu unserer heutigen Zivilgesellschaft,
- um die Macht der Konzerne,
- um die Liebe,
- um die Suche und das Finden von innerer Ruhe,
- um eine kritische Betrachtung des Lebens und der Zeit, in der wir leben,
- um das wunderbare Geheimnis des Lebens.

Mich – und ich denke auch die anderen Anwesenden - hat diese Stunde tief bewegt, da sprach mir jemand aus der Seele und aus dem Herzen mit einer solch klugen, einfühlsamen und treffsicheren Wortwahl, die sprachlich ganz feine Nuancen ausdrücken konnte und mich zu Tränen rührte. Es hat in mir wieder einmal den Drang geweckt, über das Leben an sich nachzudenken und mir folgende zwei Fragen zu stellen: 

1. Was bedeutet „Leben“?

2. Fühlen wir uns lebendig oder todmüde und erschöpft?

Ich denke, es ist normalerweise eine Mischung aus beidem. Aber wann fühlen wir uns lebendig?

Lebendig fühlen wir uns doch meistens dann, wenn etwas unser Herz berührt. Wenn wir ein schönes Gespräch mit Freunden haben, bei dem wir uns verstanden fühlen. Wenn uns jemand zulächelt oder wir jemandem zulächeln. Wenn wir einen schönen Sonnenuntergang betrachten können, wenn die blühenden Bäume im Frühling unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken, wir dem Gezwitscher der Vögel zuhören. Wenn Amors Pfeil uns getroffen hat oder wir wunderschöne Musik hören.

Lebendig fühlen wir uns oft durch das Schöne, die Dinge, die uns berühren. Und das sind oft nicht die großen Dinge, sondern meistens die Kleinen. Ein zärtliches Wort oder eine Berührung zum Beispiel. Lebendig können wir uns sogar in der Trauer fühlen, wenn der Schmerz uns überrennt und wir den Tränen ihren Lauf lassen.

Was macht uns dagegen todmüde und erschöpft? 

Meistens sind es die tausend Dinge, die es zu erledigen gibt. Die viele Arbeit und das Gefühl, dass sie niemals endet und es kein Licht am Ende des Tunnels gibt. Wobei man hier unterscheiden muss. Es gibt durchaus auch Arbeit, die beflügelt und erfreut, welche Sinn macht. Aber es gibt auch sinnentleerte Arbeit und den großen Termindruck. Das Gefühl, nicht mehr Luft holen zu können, weil man dazu keine Zeit mehr hat. Das Gefühl, aus lauter Eile nicht mehr auf die zwischenmenschlichen Dinge und Kleinigkeiten achten zu können. Abends liegt man dann todmüde im Bett und kann mitunter trotzdem nicht schlafen, weil sich im Kopf die Gedanken wie wild im Kreis drehen und man nicht weiß, wie man das alles gebacken bekommen soll. 

Was ist mit all den Ablenkungen wie Nachrichten, Werbung, Smartphone, Internet, Medien im Allgemeinen? Immer Bescheid wissen müssen, was alles abgeht, um eben auch mitreden zu können und informiert zu sein und um den Kauf des neuesten Schnäppchens nicht zu versäumen? Ist das nicht Ablenkung, um uns nicht gar Langeweile aussetzen zu müssen? Sind nicht gerade Langeweile und Muße der Nährboden für Kreativität und neue Ideen? 

Verhindern all diese Ablenkungen nicht auch, dass wir verlernen, genau hinzusehen, was im Leben um uns herum passiert? Um Menschen anzuschauen und herauszufinden, wie es ihnen geht? Um darauf zu achten, was uns umgibt?

Viele Fragen und oftmals keine Antworten. Das Leben ist und bleibt ein geheimnisvolles, zerbrechliches und kostbares Rätsel.

Ich wünsche euch für diesen Sonntag Zeit für Muße und viel Lebendigkeit! Schaut aufeinander, geht kritisch, aber mit einem liebevollen Blick durch die Welt. Gebt aufeinander Acht!

Mit lieben Grüßen,

Silke

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