Sonntag, 4. Mai 2014

Elektronik - Alltagssorgen

Momentan plagen mich mehrere „Luxusprobleme“ und ich zerbreche mir den Kopf darüber. Zum einen nervt mich mein Fairphone. Ich finde die Idee von Fairphone nach wie vor super und unterstütze sie mit Begeisterung, aber ich habe Schwierigkeiten beim Gebrauch meines Smartphones. Nun ja, das kann jetzt vielleicht daran liegen, dass ich zu ungeschickt beim Bedienen eines Touchscreens bin oder es kann auch daran liegen, dass die Oberfläche des Fairphones zu sensibel ist und bereits auf einen Windhauch reagiert. Meine Bekannten wissen es inzwischen. Ich schaffe es immer wieder, Personen anzurufen, die ich gar nicht anrufen möchte, nur weil ich offenbar irgendwas berührt habe, was den Anruf auslöst. Oder aber, ich bin am Telefonieren und das Telefonat wird nach einer Minute unterbrochen und ich weiß nicht wieso.

Die ursprüngliche Idee von Smartphones und Handys war doch, dass sie zum Telefonieren da sind. Sie verkommen aber immer mehr zu winzigen Computern, mit denen man chattet und sich ins Internet einwählt und allen möglichen anderen Kram erledigt. Dass es ursprünglich eigentlich mal ums Telefonieren ging, scheint vergessen.

Ich ertappe mich dabei, wie ich stundenlang für Lösungen zu meinem Problem suche und damit unheimlich viel Zeit verplempere. Es wäre ein Einfaches, die SIM-Karte wieder in mein altes Nokia mit Tasten zu stecken, auf gewisse Funktionen zu verzichten und erleichtert aufzuatmen. Aber noch will ich nicht kapitulieren.

Ich glaube, diese Smartphones haben unser Leben heutzutage ganz schön im Griff. Diese ständige Erreichbarkeit, diese vielen Möglichkeiten, Kontakt herzustellen (Skype, WhatsApp, e-mail, Telefon, Facebook), führen zu Hektik und Stress. Wir verbringen oftmals mehr Zeit damit, Bedienungsanleitungen zu lesen, im Internet Dinge zu erforschen, die Funktionsweise von elektronischen Geräten zu verstehen, als damit, sie dann schlussendlich tatsächlich zu benutzen. Es ist ein Krampf!

Zusätzlich ging mir dieses Wochenende mein Staubsauger kaputt. Er brach regelrecht auseinander. Anfangs habe ich versucht, die Stellen zu kleben, doch irgendwann musste ich kapitulieren und das Ding wegschmeißen. Ersatzteile konnte ich keine mehr finden. So brachte ich das Teil zum Werkstoffhof, wo es mir gleich abgenommen und von jemandem ausgeschlachtet wurde. Es gibt noch Menschen, die mit kaputten Geräten etwas anfangen können und diverse Teile wiederverwerten.

Meine – ich gebe zu etwas halbherzigen – Versuche, auf die Schnelle einen gebrauchten Staubsauger aufzutreiben, scheiterten. In der Carla-Werkstätte in Altach, wo es Second-Hand-Geräte zu kaufen gibt, erklärte man mir, dass Staubsauger sehr gefragt sind und meistens sofort wiederverkauft werden. Ich könne jeden Tag anrufen und nachfragen, ob zufällig ein Gerät hereingekommen ist, Reservierungen seien leider nicht möglich. Ich hätte gerne aus dem Grund einen gebrauchten Staubsauger erstanden, damit nicht zusätzlich Ressourcen verschwendet werden müssen, um für mich ein neues Gerät zu produzieren. Und in der heutigen Zeit, in der viel zu viel Brauchbares und Nützliches weggeschmissen wird, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus dem Wunsch, immer wieder das Neueste zu haben, hätte ich es als ein sinnvolles Zeichen erachtet, einem Gerät ein zweites Leben einzuhauchen. Andererseits fühle ich mich auch wieder etwas schäbig, wenn ich eventuell einer Person, die sich das Geld für den Kauf eines Staubsaugers mühsam zusammensparen muss, den billigen Staubsauger vor der Nase wegschnappe.

Es hat immer alles mehrere Seiten und Facetten und es ist nicht immer einfach, herauszufinden, welche Entscheidung die beste für alle Beteiligten ist. Schweren Herzens entschied ich mich für den Kauf eines hochwertigen Neugeräts von Vorwerk, in der Hoffnung, dass dieser Staubsauger bis an mein Lebensende seinen Dienst tun wird. Aufgefallen ist mir, dass die Verpackung des Gerätes auf das Nötigste reduziert wurde. Weiters verbrauchen Vorwerk-Produkte anscheinend relativ wenig Energie (siehe www.topprodukte.at) Es werden recyclingfähige Kunststoffe und Farben verwendet. Das verwendete Material kann offenbar nahezu vollständig recycelt werden und es wird weitgehend auf den Einsatz von PVC verzichtet. All diese Dinge beruhigen mein schlechtes Gewissen nur mäßig.

Ich führe halt auch so eine Art Doppelleben. Einerseits bemühe ich mich, mich für die Umwelt stark zu machen und in gewissen Bereichen zu reduzieren, andererseits fällt es mir sehr schwer, auf Bequemlichkeiten zu verzichten. Die Frage, was andere Menschen wohl sagen und sich denken, wenn ich dies oder jenes tue, übt auch eine sehr starke und unangenehme Macht aus, die mich zu zweifelhaften Entscheidungen treibt.

Ich finde es wichtig, sich größere Neuanschaffungen gut zu überlegen und nicht unüberlegt und leichtsinnig Dinge zu kaufen, weil Mann/Frau es sich eh leisten kann. Stattdessen erscheint es mir wichtig, beim Kauf möglichst den Produktionszyklus, das Nutzverhalten und auch die Entsorgungsgeschichte vor Augen zu haben, um aufgrund dieser Überlegungen eine möglichst gute Entscheidung zu treffen. Mein Leben ist dadurch ganz schön kompliziert geworden. Aber eine bessere Idee ist mir bislang noch nicht eingefallen. Sollte ich einen Geistesblitz haben, werde ich ihn hier teilen. 

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