Freitag, 11. Juli 2014

Über den Hunger in der Welt

Kürzlich habe ich mir das Buch „Wir lassen sie verhungern“ von Jean Ziegler aus der Bibliothek in Götzis ausgeliehen. Die Informationen zu diesem Eintrag habe ich zu einem größeren Teil aus diesem absolut lesenswerten Buch bezogen.

Blankes Entsetzen macht sich in mir breit, während ich darüber lese, wozu die menschliche Spezies fähig sein kann, wenn es um die Gier nach Macht und Profit geht.

Um ein Beispiel zu nennen:

Während des 2. Weltkriegs erarbeiteten Hitler und seine Schergen einen systematischen Hungerplan. Die Bevölkerung wurde eingeteilt in „Gut ernährte Bevölkerungsgruppen“, „Ungenügend ernährte Bevölkerungsgruppen“, „Hungernde Gruppen“ und zur „Vernichtung durch Hunger bestimmte Gruppen“. Letztere bekamen gar nichts mehr zu essen, wurden zu Tausenden in Gefängnisse eingepfercht, wo man sie dann systematisch verhungern ließ. Ihr Todeskampf dauerte mitunter drei Wochen. Die Zahl der Toten wurde in Lagerbüchern festgehalten und alles genau dokumentiert. Die Nazis waren penible Buchhalter.

Aber auch heute wird auf diese Weise systematisch Krieg geführt, z.B. in Syrien. „Wenn Rebellen trotz wochenlanger und sogar monatelanger Bombardierung nicht aufgeben, werden sie umzingelt und systematisch ausgehungert“, ist in diesem Bericht der Zeitung "Die Welt" zu lesen.

Nicht nur in Kriegsgebieten wird der Hunger als strategisches Mittel eingesetzt. „Lediglich zehn Unternehmen – darunter Aventis, Monsanto, Pioneer und Syngenta – beherrschen ein Drittel des Saatgutmarktes und 80% des Pestizidmarktes. Zehn weitere Konzerne, darunter Cargill, kontrollieren 57% des Absatzes der 30 größten Einzelhandelsketten der Welt. Sechs Unternehmen teilen 77% des Düngermarktes unter sich auf: Bayer, Syngenta, BASF, Cargill, DuPont, Monsanto“, schreibt Jean Ziegler in seinem Buch.

Wir können uns so ein Bild machen, welch konzentrierte Macht diese wenigen milliardenschweren Großkonzerne haben. Sie besitzen eine riesige Flotte an Transportmitteln, Lagerflächen, schweres Gerät zur industrialisierten Erzeugung von Nahrungsmitteln. Wollen sie den Preis für ein Nahrungsmittel in die Höhe treiben, ist es ihnen ein Leichtes, Grundnahrungsmittel zu rationieren und der Bevölkerung nicht mehr zugänglich zu machen. Ebenfalls verfolgen sie die Strategie, Nahrungsmittel günstig in ein Entwicklungsland zu exportieren und damit die lokalen Strukturen zu zerstören, nur um dann den Preis wieder zu erhöhen. Die CEO’s dieser multinationalen Agrarkonzerne sitzen in ihren luxuriösen Büros und dürfen jeden Tag darüber entscheiden, wer auf diesem Planeten lebt und wer stirbt. Diese Strategie erinnert mich an Hitlers perfiden Hungerplan.

Jene großen Konzerne mit ihren Lobbyisten wehren sich erfolgreich gegen das Menschenrecht auf Nahrung. Deren Strategie lautet: Nur durch den freien Markt kann dem Hungerproblem beigekommen werden. Durch mehr Produktivität soll der Hunger ausgerottet werden und nur sie allein könnten dies bewerkstelligen. Dumm nur, dass diese Konzernbosse nur den Profit im Auge haben. Es geht ihnen nicht darum, allen Menschen den Zugang zu Nahrung zu verschaffen. Den Hunger auszurotten ist nicht ihr Ansinnen. Stattdessen lautet ihre oberste Maxime, möglichst viel Profit zu machen, sich grenzenloses Vermögen zu verschaffen und damit die totale Kontrolle innezuhaben. Dies wird nicht durch eine gerechte Nahrungsmittelverteilung erreicht, sondern durch eine gezielte Politik mit dem Hunger, indem sie Menschen Nahrungsmittelreserven entziehen, um die Preise in die Höhe zu treiben. Und dadurch, kleine lokale Märkte (zB Geflügelzucht in Kamerun) zu zerstören, um auch diese Bevölkerungsgruppen dazu zu zwingen, in diesem Fall billiges Fleisch zu importieren und sie dadurch abhängig und gefügig zu machen. Dass Menschen dabei hungern und sterben, wird unter den Tisch gekehrt. Konzern-Mogule, die nur Dollarzeichen im Kopf haben und nie hungern mussten, lachen höchstens darüber. Die Fähigkeit zu Empathie und zu Mitgefühl ist ihnen in ihrem Wahn nach Macht größtenteils völlig abhanden gekommen.

Was können wir jedoch tun?

Wir können hellhörig sein. Wir leben in einer Demokratie und besitzen das Privileg, auf die Straße gehen zu dürfen, um gegen die Praktiken dieser Agrarriesen, wie Monsanto, Cargill & Co zu demonstrieren, ohne Angst haben zu müssen, deswegen verhaftet zu werden. Wir haben die Möglichkeit, uns gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der USA und der EU mit dem Namen TTIP zu wehren. Auf die Politiker können wir uns nicht verlassen, leider beweisen und besitzen diese wenig Macht und wenig Rückgrat gegenüber den Konzernriesen.

Wir können dafür sorgen, dass unsere Herzen nicht erkalten. 7 Milliarden Menschen leben derzeit auf diesem Planeten, die Zahl der Hungernden liegt bei 842 Millionen Menschen. Jeder Einzelne davon ist einer zu viel. Würde die Nahrung dieser Welt gerecht verteilt werden, könnten sie alle gerettet werden. Institutionen, wie Caritas, Welthungerhilfe, Care Österreich oder Ärzte ohne Grenzen sammeln Geld und bringen es dorthin, wo die Not am Größten ist. Hin und wieder einen Betrag zu spenden, tut den meisten von uns nicht weh.

Und wir können die lokale Wirtschaft fördern, indem wir Produkte aus der Region kaufen. Dieses Geld bleibt in der Region und kommt nicht irgendwelchen Großkonzernen zugute. Wir sollten zusammenhalten und stark sein, um uns wirksam gegen die Machenschaften dieser großen Kriminelle zu verteidigen, ganz nach dem Motto:

„Wenn die Wenigen weniger haben, haben die Meisten mehr“.

Jeder Einzelne kann seinen Beitrag leisten. Lasst uns dies tun. 

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