Samstag, 9. November 2013

Countdown am Xingu - Gedanken zum Thema Solidarität

Geschichten berühren uns oftmals dann, wenn sie eine persönliche Komponente besitzen. Wenn sich aus nackten, sachlichen Fakten plötzlich Gesichter und Einzelschicksale heraustun. Wenn wir Menschen kennen, die involviert sind, wenn da einer dabei ist, mit dem wir uns irgendwie, z.B. aufgrund der gemeinsamen Herkunft, verbunden fühlen. Dom Erwin Kräutler, Bischof von Xingu, ist so ein Mensch, auf den dies zutrifft.

Bevor ich auf ihn zurückkomme, möchte ich noch ein paar Gedanken zum Thema Solidarität loswerden:

Solidarität kann entstehen, wenn wir bereit sind, uns auf die Schicksale von Menschen einzulassen und willig sind, ihnen zuzuhören und hinzuschauen. Solidarität entsteht meiner Meinung nach, wenn wir uns mit Anderen verbinden und uns mit Hilfe der Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden, ein Urteil darüber bilden, was wir für in Ordnung befinden und was dagegen unserer Meinung nach zum Himmel schreit. Wenn z.B. 40 000 Menschen im Amazonas aus ihrer Heimat vertrieben werden, damit dort ein riesiges Staudammprojekt (Belo Monte) realisiert werden kann, mit welchem große Konzerne viel Geld scheffeln können, riecht das für mich verdammt stark nach Unrecht und einer rigorosen Verletzung von Menschenrechten.

Manche Menschen mögen sich jetzt vielleicht denken: Ist doch mir wurscht, was da in Brasilien passiert, schließlich hat das nix mit meinem Leben zu tun, ich hab doch wirklich andere Sorgen! Doch glücklicherweise können sich doch viele Vorarlberger mit dem aus Koblach stammenden Bischof Erwin Kräutler, Bischof von Xingu, identifizieren, der seit 1965 an der Seite des Volkes am Xingu lebt und dort für die Erhaltung ihrer Lebensgrundlage eintritt, sowie mit ihnen FÜR ihre Rechte und GEGEN die Armut kämpft. Dies sorgt für die Verbundenheit, die ich eingangs dieses Textes angesprochen habe. Menschen wie er, die sich sogar von Morddrohungen nicht stoppen lassen und sich unter Lebensgefahr für andere Menschen einsetzen, haben meinen allergrößten Respekt. 

Alleine – ohne das Hinschauen und der Unterstützung der westlichen Welt – können die Menschen am Xingu meines Erachtens diesen Kampf von David gegen Goliath nicht gewinnen.  

Hier kommen WIR ins Spiel. 

Wenn wir - in den reichen westlichen Ländern lebenden Menschen - uns ebenfalls mit den Indigenen im Amazonas solidarisieren, indem wir hinschauen, zusammenstehen, unserem Unmut Ausdruck verleihen, indem wir z.B. an Regierungen schreiben, unsere Politiker bitten, in Brasilien zu intervenieren, können wir viel Aufmerksamkeit erregen und dafür sorgen, dass die großen Konzerne nicht mehr ungestört und im Verborgenen ihr menschen- und umweltfeindliches Zerstörungsprogramm durchziehen können. Wir sorgen dafür, dass begangene Ungerechtigkeiten in der ganzen Welt über die Medien publik gemacht werden und bringen zum Ausdruck, dass Mitmenschlichkeit stärker ist, als die Geldgier und der Größenwahn einiger mächtiger Konzerne!

Dies gilt nicht nur für die Ungerechtigkeiten am Amazonas, sondern für alle Verbrechen, die auf dieser Erde – meistens aufgrund von Geldgier, Rassismus und Größenwahn - begangen werden.  Lasst uns hinschauen, protestieren, zuhören. Lasst uns solidarisch sein mit Menschen, von deren Schicksalen wir hören und die in uns Betroffenheit auslösen. Es kostet uns nicht viel, aber andernorts rettet diese – unsere - Aufmerksamkeit Leben und spendet den Betroffenen vor Ort Hoffnung und Kraft! 

In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Dokumentation „Countdown am Xingu III“ hinweisen, die am 15. November 2013, um 20.00 Uhr im Gemeindesaal DorfMitte in Koblach gezeigt wird. Der Hinweis auf diese Veranstaltung hat mich zum Schreiben dieses Textes heute inspiriert. 

Weiterführende Links: 
Gruppe Koblach am Xingu
Plattform Belo Monte

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