Geschichten berühren uns oftmals dann, wenn sie eine
persönliche Komponente besitzen. Wenn sich aus nackten, sachlichen Fakten
plötzlich Gesichter und Einzelschicksale heraustun. Wenn wir Menschen kennen,
die involviert sind, wenn da einer dabei ist, mit dem wir uns irgendwie, z.B.
aufgrund der gemeinsamen Herkunft, verbunden fühlen. Dom Erwin Kräutler, Bischof von Xingu, ist so ein Mensch,
auf den dies zutrifft.
Bevor ich auf ihn zurückkomme, möchte ich noch ein paar
Gedanken zum Thema Solidarität loswerden:
Solidarität kann entstehen, wenn wir bereit sind, uns auf
die Schicksale von Menschen einzulassen und willig sind, ihnen zuzuhören und
hinzuschauen. Solidarität entsteht meiner Meinung nach, wenn wir uns mit Anderen
verbinden und uns mit Hilfe der Fähigkeit, zwischen Recht und Unrecht zu
unterscheiden, ein Urteil darüber bilden, was wir für in Ordnung befinden und
was dagegen unserer Meinung nach zum Himmel schreit. Wenn z.B. 40 000 Menschen
im Amazonas aus ihrer Heimat vertrieben werden, damit dort ein riesiges
Staudammprojekt (Belo Monte) realisiert werden kann, mit welchem große Konzerne
viel Geld scheffeln können, riecht das für mich verdammt stark nach Unrecht und
einer rigorosen Verletzung von Menschenrechten.
Manche Menschen mögen sich jetzt vielleicht denken: Ist doch mir wurscht, was da in Brasilien passiert,
schließlich hat das nix mit meinem Leben zu tun, ich hab doch wirklich andere
Sorgen! Doch glücklicherweise können sich doch viele Vorarlberger mit dem aus Koblach stammenden Bischof Erwin Kräutler, Bischof von Xingu, identifizieren, der seit 1965 an der Seite des Volkes am
Xingu lebt und dort für die Erhaltung ihrer
Lebensgrundlage eintritt, sowie mit ihnen FÜR ihre Rechte und GEGEN die Armut
kämpft. Dies sorgt für die Verbundenheit, die ich eingangs dieses Textes angesprochen habe. Menschen wie er, die sich sogar von Morddrohungen nicht stoppen lassen
und sich unter Lebensgefahr für andere Menschen einsetzen, haben meinen
allergrößten Respekt.
Alleine – ohne das Hinschauen und der Unterstützung der
westlichen Welt – können die Menschen am Xingu meines Erachtens diesen Kampf
von David gegen Goliath nicht gewinnen.
Hier kommen WIR ins
Spiel.
Wenn wir - in den reichen westlichen Ländern lebenden Menschen - uns ebenfalls
mit den Indigenen im Amazonas solidarisieren, indem wir hinschauen,
zusammenstehen, unserem Unmut Ausdruck verleihen, indem wir z.B. an Regierungen
schreiben, unsere Politiker bitten, in Brasilien zu intervenieren, können wir viel Aufmerksamkeit erregen und
dafür sorgen, dass die großen Konzerne nicht mehr ungestört und im Verborgenen
ihr menschen- und umweltfeindliches Zerstörungsprogramm durchziehen können. Wir
sorgen dafür, dass begangene Ungerechtigkeiten in der ganzen Welt über die
Medien publik gemacht werden und bringen zum Ausdruck, dass Mitmenschlichkeit
stärker ist, als die Geldgier und der Größenwahn einiger mächtiger Konzerne!
Dies gilt nicht nur für die Ungerechtigkeiten am Amazonas,
sondern für alle Verbrechen, die auf dieser Erde – meistens aufgrund von
Geldgier, Rassismus und Größenwahn - begangen werden. Lasst uns hinschauen, protestieren, zuhören.
Lasst uns solidarisch sein mit Menschen, von deren Schicksalen wir hören und
die in uns Betroffenheit auslösen. Es kostet uns nicht viel, aber andernorts rettet
diese – unsere - Aufmerksamkeit Leben und spendet den Betroffenen vor Ort Hoffnung und Kraft!
Weiterführende Links:
Gruppe Koblach am Xingu
Plattform Belo Monte
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