Montag, 25. November 2013

Vorweihnachtszeit

Wie habt ihr es so mit Weihnachten? Als Kind empfand ich die Vorweihnachtszeit als die kostbarste Zeit! Meine Mutter bastelte jedes Jahr einen Adventskranz und jeweils am Sonntagabend wurde die nächste Kerze angezündet. Manchmal saßen wir beisammen, lasen Geschichten, wir Kinder haben geflötet. Ich war in freudiger Erwartung und konnte mich langsam auf die besinnliche Zeit einstimmen. Ich habe diese Zeit sehr geliebt! 

Heute, rund 30 Jahre später, haben sich für mich die Dinge gewandelt. Es geht mir alles viel zu schnell! Von einem Tag auf den anderen scheint sich plötzlich alles nur noch um Weihnachten zu drehen. Weihnachtsmärkte, wo man hinschaut, Geschenke organisieren und die Nerven liegen mitunter blank aufgrund der umfangreichen Vorbereitungen. Auch die Aussicht auf die Festlichkeiten stimmt mich nicht mehr sonderlich fröhlich. Hektik und Kaufrausch, wohin man auch blickt.

Ich verspüre eine Sehnsucht danach, die Vorweihnachtszeit wieder mehr zu genießen und die Zeit zu nützen, um zur Ruhe zu kommen, eine Kerze anzuzünden, Nüsse zu knacken, Mandarinen zu essen, auf der Couch herum zu lümmeln, schöne, mitunter besinnliche, Musik zu hören, auf ein Weihnachtskonzert zu gehen und einen Tee oder Glühwein zu trinken. Ich würde gerne die Zeit anhalten können, um innezuhalten und mal richtig tief durchzuatmen.

Ich vermute mal, dass wir Menschen uns – vor allem auch noch verstärkt in der Vorweihnachtszeit - zu viel aufhalsen, Kekse backen, eine tolle Weihnachtsdekoration finden, Weihnachtskarten und e-mails schreiben und möglichst alles perfekt vorausplanen. Diese Dinge sind alle schön, so lange man Spaß daran hat und sie nicht in zu großen Stress ausarten. Dann geht es in der Vorweihnachtszeit bei vielen darum, Geschenke zu finden, am besten für jeden das Passende! Der Druck ist mitunter groß, denn man will niemanden enttäuschen. Als knauserig will man auch nicht gelten. Aber irgendwie scheint doch fast jeder schon alles zu haben, so ein Mist …

Wie wäre es damit, Zeit zu schenken? Gemeinsame Zeit ist wohl das kostbarste Gut! Man könnte einen gemeinsamen Ausflug planen oder ein gemütliches Frühstück in einem ruhigen Gasthaus. Wie wäre es mit einem Kabarettbesuch und mal wieder gemeinsam herzhaft zu lachen? Wie wäre es, sich Zeit zu nehmen, um mit den Kindern rodeln zu gehen oder einen Schneemann zu bauen (sofern denn Schnee da ist)?

Eine weitere Möglichkeit erscheint mir, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen Geld für einen karikativen Zweck zu spenden. Da wir Menschen hier eh schon sehr stark auf Kosten der Menschen in Entwicklungsländern leben, wäre es doch eine schöne Sache, das Geld, das sonst üblicherweise in Weihnachtsgeschenke investiert wird, in ein Entwicklungsprojekt zu stecken und Menschen z.B. in Afrika oder Asien zu unterstützen. Wem das nicht zusagt, der kann das Geld auch gerne hier für karikative Zwecke spenden – z.B. für Licht ins Dunkel, das SOS Kinderdorf oder für sonst eine wohltätige Organisation.
Je mehr ich darüber nachdenke, desto schwerer tue ich mir mit dem Gedanken, Geld in Konsumgüter zu stecken, die der Beschenkte oft eh nicht brauchen kann. Das macht doch keinen Sinn, abgesehen davon, das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen.

Müssen wir wirklich Konsumgüter schenken, um zu zeigen, dass wir eine andere Person schätzen? Ich spreche jetzt nicht von den gewünschten und benötigten Gütern. Ich spreche auch nicht von Familien, die in der Nähe der Armutsgrenze leben und sich genau überlegen müssen, wofür sie ihre Euros ausgeben. Stattdessen schreibe ich von den Wohlhabenden unter uns, die sich glücklich schätzen dürfen, keine Geldsorgen zu haben. Ich meine die überflüssigen Dinge, die einfach geschenkt werden, damit etwas geschenkt wird und man nicht blöd dasteht.

Es gibt viel wertvollere Geschenke und Gesten, die wir schenken können. Es geht um ein freundliches Wort, ein Lächeln, eine Umarmung, ein offenes Ohr, Verständnis, ein gutes Gespräch, Wertschätzung, Dankbarkeit und Liebe. Es geht um Ehrlichkeit, der Abwendung vom Perfektionismus, Gelassenheit und Geduld mit sich selber und den anderen Menschen. Es geht um die möglichst wertfreie Betrachtung unserer Mitmenschen. Es geht darum, den anderen so anzunehmen, wie er ist, selbst wenn seine Lebensweise komplett gegensätzlich ist zu unserer eigenen. So lange diese Lebensweise von Rücksicht geprägt ist und damit möglichst kein anderer zu Schaden kommt, gibt es doch eigentlich keinen Grund, daran herumzunörgeln. Was uns an anderen am meisten stört, sind oft die Eigenschaften, mit denen wir selber in uns keinen Frieden schließen können. Verhaltensweisen, die wir uns selber verbieten, aber dennoch ab und zu tun.

Was fühlt sich besser an? Den neuesten LED-Fernseher einzuschalten oder vermittelt zu bekommen, dass man geliebt und geachtet wird? Das neue Ipad oder die von Herzen kommenden Worte zu hören: „Ich finde Dich super und bin dankbar dafür, dass es Dich gibt“?

Meiner Wahrnehmung nach (die immer subjektiv ist) sind wir hier oft reich an materiellen Werten, aber manchmal arm an Selbstvertrauen und Wertschätzung. Wir tun uns oft schwer mit Nächstenliebe, weil wir uns auch schwertun, uns selber wertzuschätzen und so anzunehmen, wie wir sind.

Wir könnten uns darin üben, uns auf das Wesentliche besinnen und das Überflüssige wegzulassen.  Ich tue mir auch schwer damit, denke mir aber, dass es gut ist, sich dessen bewusst zu sein und hin und wieder bewusst die Entscheidung für mehr Einfachheit zu treffen. Ich glaube, damit tun wir sowohl uns selbst, als auch unseren Mitmenschen und der Natur einen sehr wertvollen und kostbaren Dienst.

Ich wünsche euch eine schöne, freudvolle, entspannte Vorweihnachtszeit! 

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