Es ist wieder soweit: Wir feiern den 4. Advent und Weihnachten
steht buchstäblich vor der Tür. Mir ist es in den letzten 2 Wochen gelungen,
den Weihnachtsstress fernzuhalten und dem Ganzen eher gelassen
entgegenzublicken. Na ja, für meine Verhältnisse „gelassen“. Wer mich kennt,
weiß, dass ich kein wirklich gelassener Mensch bin. Als Frau, die sich als hochsensibel
bezeichnet, gehört das „mich Verkopfen“ und der kritische Blick in die Zukunft zu
meiner Spezialdisziplin. Darin bin ich wirklich gut, auch wenn es das Leben
nicht immer einfacher macht.
In hektischen, unsicheren Zeiten wie diesen möchte ich
mal innehalten und mich fragen, was Weihnachten für mich eigentlich bedeutet. Was
bedeutet Weihnachten neben Familienzusammenkünften, Christbaum, Schenken, reichhaltigem
Essen, Weihnachtskeksen sonst noch und zwar auf einer ganz persönlichen Ebene? Das
scheint mir eine schwierige Frage zu sein, denn irgendwie ist mir die Bedeutung
im ganzen Gewusel der heutigen Hektik und in der Kommerzialisierung des Festes
verlorengegangen. Ganz abgesehen davon, dass ich kein sehr religiöser Mensch
bin und ich mich mit der Bibel nie befasst habe.
Ich glaube, Weihnachten bedeutet für mich ein „zur Ruhe
kommen“, ein „Innehalten“, ein „Reflektieren“ und Nachdenken über das, was mir
in meinem bisherigen Leben so alles widerfahren ist. Weihnachten ist auch die
Zeit, um zurückzublicken auf das abgelaufene Jahr. Und ganz wichtig:
Weihnachten bedeutet für mich, „Danke“ zu sagen, für alles, was ich habe.
- Danke dafür, dass ich gesund bin und mir nichts weh tut.
- Danke dafür, dass ich genug zu essen habe.
- Danke dafür, dass ich eine warme Wohnung habe, in der ich es mir gemütlich einrichten kann.
- Danke dafür, dass ich eine Familie habe und Menschen, denen mein Wohlergehen am Herzen liegt.
- Danke für meine Patenkinder, Nichten und Neffen, die mich mit ihrem Blick auf die Welt immer wieder zum Staunen bringen und mein Herz berühren.
- Danke dafür, dass ich wunderbare Freunde habe!
- Danke dafür, dass ich in eine – noch intakte – Natur eingebettet bin und Teil davon sein darf.
- Danke dafür, dass ich Menschen um mich habe, die mich zum Nachdenken anregen, die bereit sind, nicht die Augen zu verschließen vor dem, was nicht so gut läuft.
- Danke dafür, dass ich Luft zum Atmen habe, denn ohne den Sauerstoff gäbe es hier kein Leben für mich.
- Danke dafür, dass jeden Morgen die Sonne auf- und abends wieder untergeht, und somit für eine gewisse Regelmäßigkeit sorgt, die Stabilität und Sicherheit gibt.
- Danke dafür, dass ich in Freiheit leben darf und meine Meinung äußern kann, ohne dafür verfolgt zu werden.
- Danke dafür, dass ich mit tollen, liebenswerten Menschen zusammenarbeiten darf, sei es in meinem Brotberuf, aber auch im Zuge unserer Vereinstätigkeit.
- Danke dafür, dass mein Körper weiß, was er zu tun hat, ohne dass ich darüber nachdenken muss. Dies erscheint mir sowieso wie ein großes Wunder.
- Danke dafür, dass ich einen Geist habe zum Nachdenken, zum Hinterfragen und zum Reflektieren.
- Danke dafür, dass ich in diesem Land Anspruch auf unzählige Sozialleistungen habe, die mir den einfachen Zugang zu Ärzten und sonstigen Sozialeinrichtungen erlauben.
- Danke dafür, dass ich laufen gehen und den Wind auf der Haut spüren darf.
- Danke dafür, dass ich so bin, wie ich bin.
Die Liste ließe sich sicherlich noch lange fortführen. Ich
denke, es ist wichtig, für die kleinen Dinge zu danken, für die Dinge, die
einem selbstverständlich und ganz normal erscheinen. Aber vieles ist ganz und
gar nicht selbstverständlich.
Es gibt viele Menschen, die krank sind und nicht das tun
können, was sie gerne tun würden. Es gibt auch viele Menschen, die verfolgt
werden, die eingesperrt sind und/oder ausgebeutet werden. Und Menschen, die hier in
Österreich Schutz und Asyl suchen, aber denen die Gefahr droht, abgeschoben zu
werden in ein Land, wo ihre Rechte mit Füßen getreten werden. Es gibt sehr
viele Menschen, die in bitterer Armut leben und solche, die über 60 Stunden in
der Woche auf ausbeuterische Weise arbeiten müssen, um unsere Bedürfnisse
befriedigen zu können (ich denke da unter anderem an die Elektronik- und die
Bekleidungsindustrie).
Hier stellt sich für mich immer die Frage, wo bin ich
machtlos und wo kann ich unter Umständen kleine Schritte setzen, um die
Situation ein wenig zu verbessern. Kranken Menschen können Besuche abgestattet
werden, um sie vielleicht ein wenig aufzumuntern, um sie vielleicht zum Lachen
zu bringen oder um einfach da zu sein und zuzuhören. Oder um zu kochen bzw.
Erledigungen für sie durchzuführen.
Für verfolgte Menschen können Briefe an Regierungen geschrieben
werden, damit diese Menschen nicht in Vergessenheit geraten. Ein Brief bewirkt
in der Regel nicht allzuviel, aber tausende und abertausende von Briefen können
sehr wohl etwas bewirken. Hier bin ich dankbar dafür, dass es Organisationen
wie amnesty international oder Greenpeace gibt, die viele Kräfte bündeln und
sehr viele Menschen in Bewegung setzen können.
Für asylsuchende Menschen geht es darum, Beistand zu
leisten, ihre Geschichte in die Medien zu bringen, um so Druck auf die österreichischen Behörden auszuüben.
Denn auch hierzulande gibt es leider Menschenrechtsverletzungen, nicht nur in fernen
Ländern. Und überall dort, wo niemand hinschaut, können Rechte besonders
leicht, still und heimlich verletzt werden. Dies gilt auch bei
Gewalttätigkeiten im Familienbereich. Überall dort, wo die Augen verschlossen
werden und niemand reagiert, kann großes Unrecht geschehen.
Den Menschen in Armut kann mit Spenden aus dem Gröbsten
geholfen werden, mit Unterstützung, Geschenken und mit der Vermittlung von
Arbeit. Organisationen wie „Tischlein Deck Dich“ leisten in diesem Bereich
Großartiges! Ärmere Menschen bräuchten meines Erachtens auch Steuererleichterungen,
damit sie sich wenigstens das Nötigste leisten können. Ich bin jedenfalls für
eine Art Vermögenssteuer … Steuern sollen meiner Meinung nach vermehrt die
Menschen zahlen, die auch genug haben. Oftmals sind aber grad diese Menschen
die, die am meisten jammern und sich am besten gegen das Steuerzahlen wehren
können. Es sind oft die Menschen, die immer einen Weg finden, ihr Kapital möglichst
steuerschonend zur Seite zu schaffen. Als ob sie sich dadurch Glück erkaufen
könnten.
Und den Menschen, die über 60 Stunden und mehr pro Woche
für einen Niedrigstlohn schuften, um unsere großen Bedürfnisse zu befriedigen,
kann geholfen werden, indem wir uns für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen
stark machen. Und desweiteren auch, indem wir Produkte von Firmen, die ihre
Mitarbeiter unmenschlich behandeln, nicht mehr kaufen. Nur so können wir diese
Konzerne unter Druck setzen und sie zwingen, die Situation zu verbessern. Geld
und Umsatz ist das Einzige, was diese Konzerne verstehen.
Jedenfalls gibt es viele Wege, wie Veränderung
herbeigeführt werden kann. Nur, wir müssen uns bewegen, um etwas zu bewegen,
von nichts kommt nichts. Mögen es noch so kleine Schritte sein, jeder Schritt in
die richtige Richtung ist wichtig!
Ich wünsche euch ein frohes, besinnliches, entspanntes
Weihnachtsfest und vor allem Zeit, um die Seele baumeln zu lassen!!!
Alles Liebe,
Silke
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